In Holzwickede lassen sich auch dieser Tage noch die Spuren einer Industrie finden, die das heutige Holzwickede einst für Jahrhunderte mitgeprägt hat: die Spuren des Steinkohlenbergbaus. Denn schon früh wurde in der Region das schwarze Grubengold gefördert – mit den bekannten Bildern der großen Zechengelände hatte das aber noch wenig gemeinsam. Die ersten Erwähnungen reichen zurück bis rund um das Jahr 1600 und beziehen sich auf Kohlegruben. Und auch wenn „die Grube“ sich auch in späteren Jahrhunderten noch immer als Begriff für die Schacht- und Stollenanlagen hielt, in diesen Tagen waren es noch wirkliche Gruben. Die Kohle lag so nah an der Oberfläche, dass man noch ohne Stollen an das begehrte Gut kam.
Im Hixterwald und dem Gebiet Schöne Flöte kann man noch heute die Spuren der frühen Phasen sehen, in denen dann auch Stollen in die nahen Hänge getrieben wurden. Diese Stollen beziehungsweise jene Stellen, an denen die alten Stollen einbrachen, sind heutzutage als Einbruchstrichter – die sogenannten Pingen – in den beiden Waldgebieten sichtbar.
Und auch das Mundloch, also der Eingang eines Schachtes, ist an der Wasserstraße noch immer zu sehen. Dort restaurierte man das Mundloch des „Caroliner Erbstollens“. Seit 1767 trägt dieser jenen Namen, benannt nach einem Mitglied der Familie Zahn, die für den Abbau in diesem Bereich verantwortlich war.
Und der Name Caroline sollte den Bergbau auch in den folgenden fast zwei Jahrhunderten begleiten. Zunächst wurde noch im Stollen gefördert, ehe der industrielle Aufschwung auch in Holzwickede seine Spuren hinterließ. Techniken wie die Dampfloks der immer beliebter werdenden Eisenbahn benötigten den Kraftstoff, die Montanindustrie des Ruhrgebietes war ein ebenso dankbarer Abnehmer.
Vor diesem Hintergrund wurde 1855 die „Bergwerks- Actien-Gesellschaft Caroline gegründet“. Deren Absicht war es, das Grundenfeld „Caroliner Erbstollen“ – also die Kohlevorkommen in diesem Bereich – mit einer Tiefbauzeche abzubauen. Dies geschah zunächst in einem Schacht an der heutigen Massener Straße, parallel dazu wurde damit begonnen, einen weiteren Schacht an der Rausinger Straße und damit nahe des Bahnhofes zu teufen. Ab 1858 wurde hier gefördert und 16 Jahre hatte sich der Schwerpunkt des Abbaus hier hin verlagert. Die Förderung an der Massener Straße wurde stillgelegt.
Wie in den anderen Regionen rund um das Ruhrgebiet erlebte der Steinkohlenbergbau in den folgenden Jahrzehnten seinen Höhepunkt. Das Gelände der Zeche Caroline wuchs, um die Jahrhundertwende fanden dort rund 500 Menschen ihre Arbeit. Mit der Übernahme des Bergwerks durch die „Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen GmbH“ 1927 folgte der letzte große Aufschwung. Die Anlage wurde modernisiert, die jährliche Fördermenge war im Vergleich zu 1900 auf 200.000 Tonnen Kohle gestiegen und mittlerweile gingen 900 Menschen auf der Zeche Caroline ihrer Arbeit nach.
Auf den Auf- folgte jedoch auch in Holzwickede der Abschwung – und dieser kam rasanter als in anderen Regionen. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise schlugen sich in einer deutlich geringeren Nachfrage nieder, es gab Entlassungen und gleich zwei Versuche, das Bergwerk stillzulegen.
Dieser Schritt folgte 1951, am 31. Mai endete die Kohleförderung in der Gemeinde, da die Erschließung neuer Kohlevorkommen als zu kostenintensiv beurteilt wurde.
In den Jahrzehnten danach verschwanden dann auch die sichtbaren Spuren aus dem Ortsbild. Teile der Gelände wurden gewerblich weitergenutzt, an anderer Stelle entstanden Wohlsiedlungen und Einrichtungen der Altenpflege. Und doch gibt es ein Gebäude, das die Zeit überdauert hat: Das alte Verwaltungsgebäude hat dieser Tage einen neuen Zweck, als „Treffpunkt Villa“ ist sie heute ein Anlaufpunkt für die Holzwickeder Jugend. Auch an anderer Stelle kann man Hinweise auf diesen Teil der Geschichte finden, Straßennamen erinnern an die alten Anlagen.
Wer sich einmal selbst auf die Spuren begeben möchte, kann hierfür den „Historischer Bergbaurundweg“ nutzen. An 27 Stationen, verteilt über 17 Kilometer, wird man über die Bergbau- Historie informiert.