Die Begrüßung war eindeutig. ,,Herzlich Willkommen im Westfalenstadion Dortmund", zierte das große Banner am unteren Ende der Südtribüne zum Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Die Botschaften auf den Bannern darüber, hochgehalten von den BVB-Fans, ließen wenig Spielraum offen, wie für einen Großteil der schwarzgelben Anhänger die Spielstätte von Borussia Dortmund heißt.
Auslöser war ein Interview von Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann. In diesem sagte er: „Akzeptiert doch die Verhältnisse, die wir haben! Der Signal Iduna Park heißt bis mindestens 2031 Signal Iduna Park."
Was Leitermann so erbost hat, war eine Choreografie wenige Wochen zuvor beim Heimspiel gegen Union Berlin. Eine Hommage an das Stadion zum 39. Geburtstag, die um die Welt ging. Genauso wie die eindrucksvolle Choreo zum K.o.-Spiel in der Königsklasse gegen den FC Chelsea.
Es ist eine der vielen Geschichten innerhalb der Fanszene von Borussia Dortmund in der Comeback-Spielzeit, der ersten Saison mit Vollauslastung nach den Spielzeiten während der Coronavirus-Pandemie. Meinungsstark, forsch, kreativ. Die BVB-Fans feierten ein resolutes Comeback.
Erst in dieser Woche durfte die aktive Fanszene einen Erfolg feiern: für einen Investoren-Einstieg in der Deutschen Fußball-Liga gab es keine Zwei-Drittel-Mehrheit der Klubs in der Ersten und Zweiten Liga. Seit Beginn des Jahres machen die aktiven Fanszenen deutschlandweit auf das Thema aufmerksam und stellten sich entschlossen gegen einen Investoren-Einstieg, die Dortmunder Fanszene beteiligte sich federführend und stellte sich damit auch gegen BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der die Investoren-Pläne vorantrieb.
Proteste gab es die gesamte Spielzeit über. Sei es die WM in Katar, die mit einem großen Protest über die gesamte Südtribüne bedacht worden ist, oder gegen die Strukturen bei der Polizei nach dem Tod des 16-jährigen Mohamed D. beim Auswärtsspiel in Freiburg. Probleme bei den Verbänden, gesellschaftliche Missstände oder auch mutmachende Spruchbänder für den an Krebs erkrankten BVB-Fan Marcel.
Leben im Stadion
Doch es gab auch dunkle Seiten: Im Februar sollen Fans von Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen Anhänger des FC Schalke 04 attackiert haben. Anfang März gab es deshalb eine große Razzia der Polizei in ganz Nordrhein-Westfalen - auch in Dortmund bei BVB-Fans. Das Revierderby wenige Tage danach verlief weitestgehend friedlich.
Durch die Rückkehr der aktiven Fanszenen kam auch wieder Leben in die Bundesliga-Stadien zurück. Borussia Dortmunds Cheftrainer Edin Terzic hatte bei seiner Antrittsrede an die Fans appelliert: „Lasst uns so laut sein wie noch nie. Dann bin ich mir sicher, dass wir die große Chance haben, eines Tages zu feiern wie noch nie. Darauf hätte ich mega Bock!"
Diese Chance besteht auch dank der Heimstärke des BVB, die direkt mit den Fans zusammenhängt. „Die Jungs und Mädels auf der Tribüne, in der Stadt, in der Region haben uns die ganze Saison unterstützt“, sagte Terzic. Stürmer Sebastien Haller betonte: ,,Ich denke, die erste große Stärke sind unsere Fans. Dann natürlich das Stadion, die Atmosphäre ist unglaublich. Für uns ist das die Quelle der Motivation. Wir fühlen uns zuhause einfach wohl, wir haben noch mehr Selbstbewusstsein."
Kreativ präsentierte sich die Fanszene vor Kurzem in Augsburg. Zur Melodie von „Always Look on the Bright Side of Life“, schallte es aus dem Gästeblock: ,,Borussia Dortmund wird Meister und Schalke steigt ab!“ Am Samstag könnte es Realität sein.
Von David Nicolas Döring