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Hellweg-Museum: Unna und die Geschichte der Hanse

Zwar trägt die Stadt Unna nicht den Beinamen Hansestadt, dennoch wird sie in einem Kölner Dokument aus dem Jahr 1469 als Hansestadt bezeichnet. Heute lässt die „Westfälische Hanse“ alte Beziehungen wieder aufleben.

In den vergangenen Jahrzehnten ließ man die Hanse-Tradition zumindest symbolisch wieder aufleben - auch in Unna. Unser Bild zeigt Vertreterinnen und Vertreter der Unnaer Gästeführer, die nicht die Historie in ihren Touren wieder aufleben lassen, sondern die Stadt auch bei Hansetagen repräsentierten, wie zum Beispiel beim Hansetag in Lüneburg im Jahr 2012. FOTO: ARCHIV

Über einen langen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten hinweg haben es die Städte der Hanse geschafft, durch ihre gemeinsame Interessenvertretung im Innern und nach außen hin wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Anschluss an Fernhandel

Wenn von der Hanse die Rede ist, wird meistens zunächst an die Städte in Küstennähe gedacht, wie Lübeck, Rostock, Bremen und Hamburg. Gewachsen ist der Zusammenschluss nordeuropäischer Städte ab dem 12. Jahrhundert, als der Fernhandel vor allem von einigen Hafen-Knotenpunkten wie Brügge, London, Nowgorod und Tallin betrieben wurde.

Nach und nach wuchs die Bedeutung dieser Städte und ihre Kaufleute gewannen durch ihren wirtschaftlichen Erfolg auch politischen Einfluss. Sie wurden unabhängig von lokalen Machthabern und konnten sich Privilegien erkaufen. Der Handel im Binnenland musste ebenfalls organisiert werden und führte dazu, dass zur Blütezeit der Hanse rund 200 deutsche Städte ihre Mitglieder waren.

Die Hanse handelte ihre Rechte direkt mit dem Kaiser aus. Eine Stadt, die daran teilhaben wollte, musste sich mit Geld einkaufen. Ansonsten war der Handelsverbund eher locker organisiert, 1356 fand zur besseren Koordinierung der Interessen der erste Hansetag in Lübeck statt. Zum engeren Kreis der deutschen Hanse gehörten 27 Städte, darunter auch kleine Städte, die heute keine überregionale Bedeutung haben wie Breckerfeld oder Medebach.

Lage am Hellweg

Urkundlich nachgewiesen ist, dass Unna von 1469 bis 1518 und ab 1540 der Hanse angehörte. Mit der Lage am Hellweg war die Stadt schon vorher erfolgreich im Fernhandel. Das lässt sich aus dem Fund des Goldschatzes ableiten, der schon 1370 in Unna vergraben und erst 1952 wiedergefunden wurde.

Die Kaufleute hatten zwar mit vielen kriegerischen Ereignissen zu kämpfen, schafften es aber offensichtlich trotzdem, gute Gewinne zu erzielen und der Stadt Wohlstand zu bringen. Bereits ab dem Jahr 1347 wurden in Unna durch die märkischen Grafen Goldmünzen geprägt.

Vorteile der Hanse

Ein gutes Wegenetz, unabhängig von der Witterung, relativ sicher, sowie zollfreier Handel nach korrekten Kriterien waren Errungenschaften der Hanse. Ihre Mitglieder hatten Kaufleuten aus anderen Städten gegenüber Vorteile, wie die sichere Abnahme großer Warenmengen.

Man hatte aufseiten der Hanse ein gutes Gespür für die materiellen Bedürfnisse der Menschen. Aus dem Norden und Osten wurden beispielsweise Getreide und Pelze in den Westen geliefert, während Eisenerzeugnisse, gewebte Stoffe und Gewürze den Weg in die östliche Richtung antraten. Unna lag am Hellweg als Etappe zwischen den größeren Städten Dortmund und Soest und konnte durch den Anschluss an die Hanse die eigenen Handelsgüter noch besser auf den Weg bringen.

Turbulente Jahrhunderte

Ab dem Jahr 1389 wurde im Bereich Königsborn Kochsalz aus der dort geförderten Sole gesiedet, ein wichtiges Handelsgut, das zum Konservieren und Würzen benötigt wurde und so der Region Unna weiteren Wohlstand brachte.

Mit der Stadt Hamm gemeinsam wurde Unna im Jahr 1549 zur Hanse-Prinzipalstadt über kleinere märkische Städte ernannt.

Zwischenzeitlich wurden aber sowohl Hamm wie auch Unna immer wieder von kriegerischen Auseinandersetzungen und Seuchen wie der Pest heimgesucht. Unna verlor bei einem Ausbruch die Hälfte seiner Einwohner. Landesfürsten übten schließlich wieder eine stärkere Kontrolle über die Städte aus. Die Hanse verlor Vorrechte, weil Staaten wie Dänemark und Russland die Zollfreiheit der Hanse nicht länger hinnahmen. Die Konkurrenz durch andere, weltweit orientierte Handelsverbände (wie die Fugger und die Medici) wurde stärker. Staaten wie die Niederlande und England mit einer starken Seeausrichtung wurden mächtiger. Meersalz aus den Niederlanden und Frankreich war günstiger als das Salz aus deutscher Salinenproduktion.

Innerhalb der Hanse herrschten Unstimmigkeiten. Moderne Entwicklungen wie die doppelte Buchführung oder neue Techniken des Schiffsbaus wurden „verschlafen“. Nachdem jahrhundertelang die Anbindung an die Nord- und Ostsee für die norddeutschen Kaufleute im Vordergrund gestanden hatte, verlagerten sich durch die Entdeckung Amerikas die Handelsrouten Richtung Atlantik und Mittelmeerraum.

Der Dreißigjährige Krieg beendete die Zeit der Hanse, die letzte offizielle Zusammenkunft war der Hansetag 1669 in Lübeck, an dem nur noch neun Städte teilnahmen.

Neuer Zusammenhalt

1983 beschlossen 20 ehemalige Hansestädte aus Hessen, Niedersachsen und Westfalen die alte Verbundenheit wieder aufleben zu lassen und gründeten den Westfälischen Hansebund. Heute gibt es mehrere neu aufgelegten Hanse-Bünde, denen gemeinsam ist, dass sie an glanzvolle Zeiten anknüpfen und damit das Interesse an ihren Mitgliederstädten stärken wollen.

Mehr Informationen über die Geschichte der Stadt und Relikte aus den Jahrhunderten bietet das Hellweg-Museum. Wissenswertes rund um die Ausstellungen und die Öffnungszeiten gibt es unter www.unna.de