Der Stadtjugendfeuerwehrwart der Stadt Unna, Patrick Schüssler, berichtet über die Jugendfeuerwehr in der Stadt Unna und es wird schnell deutlich: Zur Jugendfeuerwehr gehen, ist Hobby und Verpflichtung zugleich.
Einstieg im Alter von 10
Auf dem Stadtgebiet gibt es drei Jugendfeuerwehrgruppen-West, Ost und Süd, und die jeweilige Zugehörigkeit richtet sich nach dem Wohnort der Jugendlichen. Wer dort mitmachen möchte, ist ab dem 10. Geburtstag und bis zum 17. Lebensjahr willkommen.
Beim ersten Treffen stellen sich neue Mitglieder kurz vor, bekommen von den Gruppenwarten Erklärungen dazu, wie vor Ort alles zusammenhängt, und laufen dann in ihrer Gruppe mit. Zwar wird bei den ganz jungen Teilnehmern auch mal ein vergessener Dienst toleriert, aber generell wird schon erwartet, dass die Jugendfeuerwehrleute an den Treffen regelmäßig teilnehmen, oder sich zumindest ordentlich abmelden, wenn sie verhindert sind. Nach den ersten drei Monaten im Team bekommen sie dann auch eine Uniform, die von der Stadt Unna gestellt wird.
Gründliche Ausbildung
Alle zwei Wochen treffen sich die Jungfeuerwehrleute zu Diensten, das sind jeweils zwei Stunden dauernde Gruppenabende, in denen sie nach und nach alles über die Arbeit der Feuerwehr lernen.
Was gelernt wird, wird meistens auch ganz praktisch geübt. Wenn es darum geht, die Funktion der Funksprechgeräte zu erlernen, können die Jugendlichen sie im Anschluss direkt selbst ausprobieren. So bleibt das Lernen keine Theorie und macht mehr Spaß.
Wozu sie die verschiedenen Dinge lernen, merken die jungen Feuerwehrleute auch bei den Einsatzübungen, die sie als Gruppe absolvieren. Da nimmt ein Gruppenführer dann beispielsweise sieben Jugendliche auf einem Feuerwehrfahrzeug mit zu einem Abrisshaus und es gibt einen Auftrag - etwa „brennender Papiercontainer" oder auch „Wohnungsbrand." Dann müssen (Wasser-)Verteiler gesetzt, Schläuche ausgerollt, Strahlrohre angesetzt und natürlich das Löschen simuliert werden.
Echtes Feuer gibt es bei diesen Übungen nicht. Aber bei jeder Übung wird im Anschluss alles noch einmal genau durchgesprochen, damit jeder einen Lerneffekt daraus hat. Schließlich sollen alle Grundtechniken erlernt werden, bis die Jugendlichen im Alter von 18 Jahren zu den Löschgruppen wechseln. Wenn sie möchten, lernen sie ihre Löschgruppe schon ab dem 16. Lebensjahr kennen, sie dürfen dann parallel an den Diensten der Jugendfeuerwehr und denen der Löschgruppen teilnehmen.
Wissen für die Einsätze
Mit 16 bis 17 Jahren können die Jugendfeuerwehrleute auch zu Lehrgängen geschickt werden. Beim Grundlehrgang steht beispielsweise Erste Hilfe auf dem Lehrplan. Auch Gesetzesgrundlagen bekommen die Jugendlichen dort beigebracht. Im nächsten Schritt absolvieren sie dann Lehrgangsmodule zwei und drei, wo es um weitere Grundtätigkeiten der Feuerwehr geht. Jedes Modul wird mit einer schriftlichen und einer praktischen Prüfung beendet. Wenn sie dann 18 sind, dürfen sie auch den Atemschutzgeräteträger-Lehrgang absolvieren.
Ob sie die Kenntnisse daraus dann anschließend auch im Alltag ihrer Löschgruppe anwenden, hängt davon ab, ob sie bei einer ärztlichen Untersuchung dafür das Go bekommen. Eine gewisse Fitness ist also für die Feuerwehrarbeit auch wichtig. Allerdings gelten in dieser Hinsicht für die Freiwilligen Feuerwehren nicht so strenge Voraussetzungen wie für die Berufsfeuerwehr.
Gemeinschaft erleben
Wer jetzt den Eindruck hat, dass die Jugendfeuerwehr eine relativ zeitintensive Freizeitbeschäftigung ist, liegt sicherlich nicht falsch, denn neben den zweiwöchentlichen Gruppendiensten stehen einmal im Monat samstägliche Dienste an.
Zusätzlich gibt im Jahresverlauf auch einige Gruppenaktivitäten, die einfach nur Spaß machen sollen, beispielsweise einwöchige Zeltfreizeiten im Sommer. Ausschweifende Parties stehen dagegen nicht auf dem Programm. Schon vor einigen Jahren hat sich die Jugendfeuerwehr dazu verpflichtet, keinen Alkohol auszuschenken. Die Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter werden außerdem auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit in zwei Wochenendlehrgängen als Jugendgruppenleiter mit verschiedenen Lerninhalten wie Didaktik, Methodik und Gesetzesgrundlagen vorbereitet.
Corona-Zeit hat Spuren hinterlassen
Während der Corona-Lockdowns hat die Arbeit der Jugendfeuerwehr Unna etwas gelitten. Zwar war geplant, die regelmäßigen Dienste online weiterzuführen, aber dies ist nicht in allen Stadtbezirken gleich gut angenommen worden. Es wurden auch einige Austritte verzeichnet, die sonst eher selten sind und meistens den Hintergrund haben, dass die Jugendlichen in Prüfungsphasen weniger Zeit für die Feuerwehr erübrigen können.
Mittlerweile sind die Gruppenstärken aber wieder gewachsen und im Bereich West musste die Gruppe sogar geteilt werden, weil es insgesamt dort 40 Jugendfeuerwehrleute gibt. Das lässt hoffen, dass die wichtige Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr in Unna auch zukünftig auch durch die Nachwuchskräfte der Jugendfeuerwehr geleistet wird. Bisher ist es allerorten aber noch so, dass die Mädchen nur etwa fünf Prozent der Jugendfeuerwehrleute ausmachen. Hier wäre mehr Zulauf noch wünschenswert.
Einsätze bleiben eine Herausforderung
Bei der Jugendfeuerwehr Unna werden die Jugendlichen bewusst noch nicht zu Einsätzen mitgenommen, wie es teilweise in anderen Städten ab dem 16. Lebensjahr geschieht. Auch beim Wechsel in die Löschgruppen vermeidet man, dass die neuen Mitglieder mit 18 Jahren sofort in zentralen Positionen mit dem Geschehen konfrontiert werden. Bei Autounfällen, die aufgrund der Autobahnnähe häufig in den Aufgabenbereich der Feuerwehr Unna fallen, werden die jungen Leute eher zu abseitigen Arbeiten wie der Fahrbahnabsperrung eingeteilt. Es sei schwierig, sich auf diese Situationen vorzubereiten, selbst wenn in einem Lehrgangsmodul darüber geredet werde. „Man weiß nicht, wie man auf diese Dinge reagiert, bis man es selbst erlebt hat," so Schüssler.
Zudem sollen die jungen Leute nicht überfordert werden. Im Laufe eines Lebens bei der Feuerwehr bekäme man viele Sachen zu sehen, die man lange mit sich herumtrage. Beispielsweise, wenn jemand schon am Unfallort verstorben sei. Nach einem Einsatz wird in jedem Fall über Geschehenes geredet, und wenn die Gruppenleiter bemerken, dass es jemanden damit nicht gut geht, steht den Feuerwehrleuten eine Stelle namens PSU (Psychosoziale Unterstützung) zur Verfügung. Wie man mit dem Erlebten klarkomme, sei auch Typsache.
Damit im Notfall alles in Sekundenschnelle funktioniert, müssen viele Abläufe trainiert werden, Handgriffe in Fleisch und Blut der Feuerwehrleute eingegangen sein. Deswegen ist die Jugendfeuerwehrarbeit für die Jugendlichen spannend - und für die Gesellschaft wertvoll.