Fröndenberg - Hier leb ich gern Anzeige

Rammbach: Die Natur erobert sich die Kiebitzwiese langsam zurück

Ruhrauen dienten als Hochwasserpuffer der Ruhr, dann wurde der Fluss mit künstlich angelegtem Bett gezähmt - bis 2011 Renaturierung erfolgte / Davon profitiert die Kiebitzwiese, wenn auch indirekt

Auf der Kiebitzwiese schlängelt sich das neu künstlich angelegte „Naturnahe Gerinne“, gespeist vom Rammbach. FOTO: STADTWERKE FRÖNDENBERG WICKEDE

Bevor die Ruhr reguliert von Staudämmen und Gräben floss, waren die Auen von vielen Tierarten wie den namengebenden Kiebitzen besiedelt. Durch die regelmäßigen Überflutungen ließ sich das Gebiet von den Bauern nur als Grasland nutzen. 

Industrialisierung und intensive Nutzung

Als die Ruhr nicht mehr über die Ufer trat und die Aue 1923 trockenfiel, wurde das Gebiet intensiv als landwirtschaftliche Fläche bearbeitet, was neben der andauernden Trockenheit weitere Tierarten von dort vertrieb. Zeitweise wurde die Fläche sogar als Schutthalde zweckentfremdet. 

Naturschutz vor gut zwei Jahrzehnten

2002 jedoch wurde das Gelände unter Naturschutz gestellt. In einem ersten Schritt wurde das Gelände von Unrat befreit und neue Wiesen eingesät. Im Januar 2018 konnte eine kleine Herde Heckrinder zur natürlichen Landschaftspflege dort angesiedelt werden. Sie verhindern, dass die Wiesen mit Buschwerk zuwachsen und halten durch ihr relativ wehrhaftes Aussehen auch manche ungebetenen Gäste vom Naturschutzgebiet fern. 

Wiesenlandschaft zunächst ohne Wasser

Um dem ursprünglichen Charakter einer Auenlandschaft wieder näherzukommen, fehlte den Wiesen jedoch noch rund ein Jahrzehnt lang das Wasser. Über die Art und Weise, wie der Boden mit Wasser angereichert werden sollte, wurde längere Zeit gestritten, 2011 wurde die Vernässung durch die erneute Nutzung der alten Flößgräben erzielt. Gespeist werden die Wiesengräben durch das Wasser des Rammbaches, zu dem eine Verbindung hergestellt wurde. Auf einem Aussichtshügel lassen sich mittlerweile viele verschiedene Tierarten beobachten. Es brüten seit 2012 wieder Kiebitze in Fröndenberg, dazu gibt es je nach Jahreszeit verschiedene seltene Tiere wie Rohrammern, Neuntöter, Eisvögel und Störche zu sehen. Neben Gänsen und Ente und Zugvögeln, die die Wasserflächen an der Ruhr als Rastplatz nutzen, haben sich zahlreiche weitere Tierarten wie Libellen oder Amphibien dauerhaft angesiedelt und die Pflanzenwelt ähnelt wieder mehr der einer typischen Auenlandschaft. 

Da sich auf der Mendener Seite der Ruhr an die Kiebitzwiese das Naturschutzgebiet „Am hohen Stein“ anschließt, steht den Insekten und Vögeln ein großer zusammenhängender Schutzraum zur Verfügung, die Fläche der Kiebitzwiese allein beträgt 43 Hektar. 

Wanderung entlang der Kiebitzwiese

Viele Menschen der Umgebung nutzen die Wege rund um das Naturschutzgebiet zu ausgedehnten Spaziergängen. Die Biologische Station Unna hat eine Info-Tafel aufgestellt, in der Verhalten regeln für den Besuch im Naturschutzgebiet erklärt werden: Das Gebiet darf nur auf den vorgegebenen Wegen betreten werden und Hunde gehören an die Leine. Angeln und campen sind verboten. Ebenso dürfen keine Boote von der Ruhr aus dort anlanden – die Tiere der Kiebitzwiese sollen ungestört bleiben. 

Baustelle für Kraftwerk und Fischtreppe

Bis Juni 2023 war eine größere Baustelle zu sehen: Neben dem Wehr, das die Ruhr bisher für Fischwanderungen undurchlässig machte, wurde an der Kiebitzwiese eine Fischtreppe mit 34 elf Zentimeter hohen Stufen gebaut, über die Fische zum Oberlauf der Ruhr zurückwandern können. Sie wird gleichmäßig durch einen künstlichen Bachlauf auf der Kiebitzwiese mit Wasser versorgt. Die Betreibergesellschaft Stadtwerke Fröndenberg Wickede setzt damit eine EU-Richtlinie um, die vorschreibt, dass alle Flüsse fischdurchlässig sein müssen. Direkt daneben wird mit einer Wasserschnecke viel Energie durch Wasserkraft erzeugt. Die Schnecke erzeugt eine Lockströmung, mit der Fischen der richtige Ort für den Flussaufstieg angezeigt wird. Gleichzeitig ist die Strömung an der Schnecke so stark, dass die Fische nicht versehentlich dort hineinschwimmen können. 

Nach dem Ende der Bauarbeiten wird es für die Tiere an der Kiebitzwiese jetzt wieder ruhiger.