Wirtschaft aktuell - Unternehmer des Jahres in Unna Anzeige

Silke Krischer: Die Geschäftsfrau mit Herz führt Unnas Kaufhaus in die Zukunft

Kaufhauses Schnückel: Der nächste Schritt in Richtung Zukunft - Wie ein Kaufhaus heute noch erfolgreich sein? Unsere Unternehmerin des Jahres in Unna zeigt es: mit Herzblut.

Der Blick auf die Wahrzeichen der Stadt Unna - dazu zählt auch das Kaufhaus Schnückel, dessen Geschicke Silke Krischer, die erste Unternehmerin des Jahres in Unna, leitet. FOTO HENNES

Es ist eine Premiere für die Stadt Unna: Erstmals zeichnet der Hellweger Anzeiger eine Person aus dem Wirtschaftsleben der Stadt mit einem neuen Preis aus: Der Prämierung zur Unternehmerin beziehungsweise zum Unternehmer des Jahres.

Die Wahl bei der ersten Auflage fiel schnell und auf eine Unternehmerin, die mit ihrem Wirken in der Stadt nicht wegzudenken ist: Silke Krischer, Geschäftsführerin des traditionsreichen Kaufhauses Schnückel.

In teils uralten Gebäuden leitet Silke Krischer ein modernes Geschäft: Schnückel. Die Unternehmerin des Jahres ist ein Zahlenmensch, der Erfolg ihres Hauses gründet für sie aber auf Menschen und auf Entscheidungen, die sie mit dem Herzen trifft.

Silke Krischers Lieblingsort in ihrem Geschäft ist der Gebäudeteil an der vorderen Massener Straße, „weil so viel Herzblut darin steckt“, sagt die Geschäftsfrau. Vor fünf Jahren hatte sie dieses historische Haus sanieren und umbauen lassen. Eine Etage verschwand im Inneren, das historische Fachwerk wurde freigelegt. Es sei ein großer Kraftakt gewesen, erinnert sich Krischer, verbunden mit Diskussionen, ob es nicht sinnvoller und vor allem wirtschaftlicher wäre, den Trakt abzureißen und neu zu bauen. Sie entschied sich dagegen und dafür, Kunden beim Einkaufen Atmosphäre zu bieten.

Die menschliche Seite

Eine starke Gemeinschaft: Ohne das „Wir“ im Team wäre der Erfolg des Kaufhauses nicht möglich. FOTO: HENNES
Eine starke Gemeinschaft: Ohne das „Wir“ im Team wäre der Erfolg des Kaufhauses nicht möglich. FOTO: HENNES

Das Herz entscheidet mit. Als einmal ein Lieferant mit einem unschlagbaren Angebot versuchte, einen Mitbewerber aus dem Markt zu drängen, habe sie auch hin- und her überlegt, erinnert sich Silke Krischer.

„Ich wusste: Wirtschaftlich betrachtet musst du es machen. Aber menschlich kannst du es nicht.“ Sie habe sich nicht instrumentalisieren lassen.

Der Abgelehnte habe sie spöttisch gefragt, ob sie Geschäftsfrau sei oder von der Heilsarmee. Sie denke selbst manchmal, sie sei zu weich für dieses Geschäft. „Aber in solchen Momenten komme ich aus meiner Haut nicht raus. Die menschliche Seite ist mir ganz viel wert.“

Der direkte Kontakt zu ihren Mitarbeitern und auch zu den Kunden sei es, was Schnückel von den großen Kaufhäusern unterscheidet, deren Niedergang gerade wieder in aller Munde ist.

„Wer hier entscheidet, ist immer vor Ort“, sagt Krischer. Sie müsse nicht „zig Gremien“ einschalten. Sie könne Entscheidungen treffen und handeln. „Das ist unsere Stärke - und, dass wir total verbunden sind mit Unna und Bergkamen.“

Was das Miteinander in der Einkaufsstadt angeht, folgt Silke Krischer dem Vorbild ihres Vaters, der das Unternehmen in zweiter Generation führte. Er war Mitgründer des City-Werberings Unna, in dem sich auch die Tochter engagiert. Als „Alleinunterhalter“ könne man nicht existieren. Es sei ein ganz wichtiges Instrument, „dass man immer wieder was für die Stadt tut“, sagt die Schnückel-Chefin.

Sie schätze das Zusammenspiel von Großen und Kleinen in Unna, die schöne City mit ihren tollen Veranstaltungen. Beim Weihnachtsmarkt sei das wieder zu spüren gewesen. „Ab 17 Uhr hatten wir echt noch einmal eine superschöne Frequenz“, weil viele für den Weihnachtsmarkt in die Stadt gekommen seien.

Im Zuge von Corona war Schnückel auch im Internet aktiv und verkaufte Mode über eine bekannte Online-Plattform. Das wurde dann aber wieder eingestellt. Die ganze „Manpower“ werde in den stationären Handel gesteckt, sagt Silke Krischer.

In der Zeit der Lockdowns, als viele auf dem Sofa per Mausklick shoppten, hätten Pessimisten gewarnt, die Leute kämen „nie wieder in den Laden zurück“. Doch es sei genau anders gewesen, sagt Krischer. „Wir haben aufgemacht und die Kunden haben sich gefreut, dass sie nicht mehr nur zu Hause sitzen mussten.“

Damenoberbekleidung ist die größte Abteilung des Modegeschäfts, die gerade umgebaute Herrenabteilung erlebe derzeit die größten Zuwachsraten. Hier wie dort werde Beratung großgeschrieben. Ein Bonussystem gibt es nicht. Ziel sei, dass die Kunden wiederkommen. „Wir wollen ehrlich und fair beraten. Und das machen unsere Mitarbeiter perfekt. Das ist ein grandioses Team“, sagt Silke Krischer. Inklusive Bergkamen arbeiten rund 125 Leute bei Schnückel.

Kein Erfolg ohne das „Wir“

Silke Krischer steht an ihrem Lieblingsort in ihrem Geschäft: In dem Umbau des ältesten Schnückel-Trakts mit seiner Fachwerkfassade steckt „viel Herzblut“, sagt die Unternehmerin des Jahres.
Silke Krischer steht an ihrem Lieblingsort in ihrem Geschäft: In dem Umbau des ältesten Schnückel-Trakts mit seiner Fachwerkfassade steckt „viel Herzblut“, sagt die Unternehmerin des Jahres.

Silke Krischer-Schnückel selbst ist seit 1990 im Betrieb, hatte nach dem Abitur zunächst auswärts eine Lehre im Einzelhandel und ihr Studium absolviert, um dann in das Familiengeschäft einzusteigen.

Sie habe noch eine Weile mit ihrem Vater zusammenarbeiten können. Er habe ihr unter anderem mitgegeben: „Du kannst noch so gut sein - wenn du kein ,Wir' schaffst, wenn du das Team nicht hinter dir hast, kannst du nichts erreichen.“

Das habe sie sich immer auf die Fahne geschrieben. „Und das leben wir auch. Wir sind die große Schnückel-Familie.“

Silke Krischer zeigt einen Preis, den sie noch vor dem „Unternehmer des Jahres“ bekommen hat und der mit einem Augenzwinkern die Verbundenheit ihrer Leute zeigt. Vor einigen Wochen hatte sie bekannt gegeben, dass auf ihrem Parkhaus der seit Jahren gesuchte Standort für einen Taubenschlag eingerichtet wird. Bei einer Betriebsfeier überreichte die Belegschaft ihr nun eine kleine Taubenstatue auf einem Sockel mit der Aufschrift „Frau Krischer“.

Gute Entscheidungen

Die Entscheidung, eine Fläche für ein Taubenprojekt freizuhalten, dürfte in Unna Probleme lösen. Mit früheren unternehmerischen Entscheidungen im Hause Schnückel war sie aber wohl kaum zu vergleichen. Silke Krischer erinnert sich an die große Umstrukturierung, als unter anderem das Lebensmittelgeschäft aufgegeben wurde. Nächtelang habe sie über Wirtschaftlichkeitsplänen gesessen. Eine Garantie, dass ihr Plan aufgeht, habe es nicht gegeben. „Aber rückblickend betrachtet war es genau das Richtige.“

Immer wieder in seiner bald 90-jährigen Geschichte hat sich Schnückel verändert und räumlich erweitert. „Im zweiten Leben werde ich Architektin“, sagt Silke Krischer schmunzelnd.

Für Außenstehende nicht zu sehen, stehen die verschiedenen Gebäude auf insgesamt 25 Flurstücken. Der älteste Trakt ist aus dem 18. Jahrhundert, der jüngste aus den 1970er-Jahren. Dies alles zu unterhalten, sei eine „Riesenherausforderung“, sagt die Chefin - sei es wegen Brandschutz, der Umrüstung der Beleuchtung oder der permanenten Optimierung von Heizung und Lüftung.

Energiesparen spielt eine immer gewichtigere Rolle. Nicht ohne Stolz berichtet Silke Krischer, dass Schnückel heute 40 Prozent weniger Energie verbraucht, als man noch vor zehn Jahren benötigt hat.

Der nächste Schritt in Richtung Zukunft

Stichwort Nachhaltigkeit: Neben der Optik ist dies auch ein Grund für das nächste Bauprojekt, das bereits in den Startlöchern steht. In diesem Frühjahr wird die Schnückel-Fassade an der Flügelstraße saniert, die bisher nicht gedämmt ist. Die Schaufensterfront wird neu gestaltet, und Krischer lässt bodentiefe Fenster einbauen. Die Verschönerung wird fortgesetzt und abgeschlossen, die mit dem Abriss der alten Fußgängerbrücke 2022 begonnen hat.

Der Blick in die etwas weiter entfernte Zukunft richtet sich auf die nächste Generation. Silke Krischer berichtet, mit ihrer Tochter Maike stehe die vierte Generation prinzipiell in den Startlöchern. Diese könne sich vorstellen, einmal die Nachfolge der Mutter anzutreten.

Dazu drängen aber werde sie ihre Tochter nicht, sagt Silke Krischer. Sie freue sich „riesig“, wenn ihre Tochter sich dafür entscheidet. „Aber jeder muss seinen Weg finden. Jeder muss glücklich werden.“