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Milchhof Mühlhausen: Der Milchhof, der Tradition und Innovation vereint

Top-Qualität: Von der Gulaschsuppe bis zur Buttermilch - Der Milchhof Mühlhausen bietet nicht nur ein üppiges Sortiment an eigenen Produkten.

Tradition: Familie Lategahn betreibt den Milchhof Mühlhausen mit großem Erfolg. Dahinter steckt viel Liebe und noch mehr Arbeit. FOTOS LATEGAHN

Es ist mitten in der Woche und der Regen lässt gerade etwas nach. Mühlhausen ist ein kleines Fleckchen bei Unna, liegt idyllisch in der Landschaft. Man könnte meinen, hier läge der Hund begraben - wäre da nicht der Milchhof Mühlhausen. Auf dem Parkplatz fahren Autos vor und wieder weg, der Hofladen ist bei dem tristen Wetter hell erleuchtet. Zwei Kälbchen stehen vor dem großen Stall in einem Separee und locken Kinder an.

Ein Hof, der seit 500 Jahren existiert und so aktuell wie nie ist. Familie Lategahn sorgt mit harter Arbeit und viel Leidenschaft dafür, dass der landwirtschaftliche Betrieb, der über Kühe, Schweine, Schafe, Hühner und Kaninchen verfügt - mit der Milchviehhaltung als Hauptschwerpunkt - zukunftsträchtig ist. Das erreichen sie nicht nur über die gute Qualität ihrer eigenen Produkte, sondern über ein breites, stets aktualisiertes Sortiment im eigenen Hofladen und einer nachhaltigen, artgerechten Haltung der Tiere. Hier ist das Hofleben keine Fassade, sondern für die Besucher sichtbar, erlebbar und transparent. Dafür erhält die Familie mit ihrem geschichtsträchtigen Milchhof den Sonderpreis für Innovation & Tradition.

Die Philosophie

Das schafft Vertrauen in den Betrieb und hat noch einen weiteren, sehr wichtigen Effekt, wie Simone Lategahn erklärt, die den Hofladen nun in zweiter Generation führt: „Ich möchte die Menschen noch mehr in die Landwirtschaft mitnehmen und ein Verständnis für das Geschehen hinter den Kulissen schaffen, auch weil ich denke, dass durch die Medien die Landwirtschaft teilweise anders dargestellt wird, als sie tatsächlich ist. Dieses romantisierte Bild stimmt einfach nicht. Es ist viel Arbeit, die man als Außenstehender nicht sieht, wie in jedem anderen Beruf auch, und ich würde die Leute gerne mitnehmen, ihnen zeigen, was so ein Landwirt macht. Damit möchte ich auch mehr Bewusstsein für Lebensmittelumgang schaffen und den Verzehr verändern, sodass man ein Lebensmittel nicht sofort wegschmeißt, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum seit zwei Tagen überschritten ist. Die Leute sollen ein Gefühl dafür bekommen, ob ein Lebensmittel noch haltbar ist oder nicht. Man soll wieder seine Sinne bei Lebensmitteln einsetzen.“

Nicht nur in Deutschland ist die zunehmende Wegwerfgesellschaft ein Problem. Dass in Deutschland aber jährlich fast 80 Kilo Lebensmittel im Müll landen, sollte aufhorchen lassen. Obwohl es vielfältige Gründe für diese Verschwendung gibt, muss man zur Bekämpfung beim Grundsätzlichsten anfangen: dem Bewusstsein.

Simone Lategahn und ihre Familie kämpfen dafür, dass die Menschen das Gute auf dem Teller wieder mehr zu schätzen wissen. Dafür müsse man am besten schon bei den Kleinen ansetzen: „Wenn ich einen Wunsch an die Zukunft hätte, dann würde ich mir wünschen, dass noch mal ein Schulfach mit Hauswirtschaft eingeführt wird. Damit die Kinder wissen, wo die Lebensmittel herkommen, wie sie erzeugt werden, wie man sie später verarbeiten und konservieren kann.“

Die erfolgreiche Landwirtin und ihre Familie bemühen sich besonders um einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. Und sollte tatsächlich was übrig bleiben, unterstützen die Lategahns sogar einen guten Zweck: „Wenn wir Milchprodukte überhaben, die nicht verkauft wurden, dann backen wir noch Kuchen damit. Wenn eine Wurst über ist, dann kochen wir einen Eintopf oder machen Frikadellen. Wir haben auch einen Mittagstisch, montags bis freitags. Freitags gibt es meistens Fisch. Und wenn dann von dem Fisch was übrig ist, machen wir daraus Fischfrikadellen. Es ist ein fast geschlossenes System. Wir arbeiten im Kreislauf, schmeißen so wenig Lebensmittel weg und wenn wir wirklich Lebensmittel überhaben, die wir nicht verarbeiten können, dann geben wir die an Helping Hands.

Das ist hier eine Organisation, die der Tafel ähnlich ist. Die kommen sofort vorbei, wenn wir wegen Lebensmitteln anrufen und freuen sich - und wir freuen uns auch.“

Die Tierhaltung

Allein 120 Milchkühe leben auf dem Milchhof. Familie Lategahn bemüht sich darum, dass die Tiere artgerecht gehalten werden und ein gutes Leben haben. Davon kann sich jeder Besucher des Hofs auch selbst überzeugen. Die Ställe sind offen und für alle zugänglich. Die Schafe kann man auf der Weide beobachten und Schweine, Jungrinder und Kaninchen im Stroh entspannen sehen. Auf dem Milchhof Mühlhausen sind die Tiere, von denen später die Produkte gewonnen werden, erfahrbar. Nicht nur möchte die Familie damit Transparenz für die Haltungsbedingungen schaffen, sondern auch das Lebewesen zeigen, dass sich hinter Fleisch, Milch und Co. verbirgt.

„Bei uns kann jeder in die Ställe gucken, die Tiere anfassen, riechen. Das macht einen großen Reiz für Kinder als auch für die Eltern aus. Wie viele Leute bei uns aussteigen und als erstes zu den Kälbern gehen. Wann sieht man mal wirklich ein echtes Kälbchen? Oder mal ein Schwein? Unser Hof ist für alle offen. Jeder kann kommen und sich die Tiere angucken. Auch unsere Maschinen kann man sich anschauen. Für viele sind das völlig neue Eindrücke“, erklärt Simone Lategahn und spricht damit den großen Vorteil des Hoferlebnisses an. Supermärkte und Discounter machen Lebensmittel erst im Regal sichtbar. Die gesamte Produktionskette davor kennen viele meistens nicht. Das führt auch zu einer Entfremdung mit den Tieren und der Landwirtschaft, die uns mit den Lebensmitteln versorgen.

Ein Kuhrort

Die 120 Milchkühe auf dem Milchhof Mühlhausen leben in einem Offenstall, bei dem die Tiere immer Zugang zu frischer Luft haben. Die Stalltemperatur ist trotzdem konstant. Und was vermutlich vielen Menschen nicht bewusst ist: Kühe lieben Wellness. Darum hat die Familie Lategahn ihren Kühen auch Massagebürsten installiert. Dass diese einen nachweislichen Effekt haben, hat auch damit zu tun, dass Kühe sehr reinliche Tiere sind und viel Zeit mit der eigenen und gegenseitigen Pflege verbringen. Davon berichtet auch die Landwirtschaftskammer in Nordrhein-Westfalen: „Ist Ganzkörperpflege inklusive des langen Rückens angesagt, machen sich die Tiere auf zum Hautpeeling an der Kuhbürste. Das ist Wohlfühlen pur für die Kühe. Die im Rinderstall installierten Bürsten befreien die Tiere von Staub und Dreck und helfen, lästige Plagegeister wie Insekten oder Parasiten aus dem Fell zu entfernen. Scheuern und Fellpflege zählen zum natürlichen Verhaltensrepertoire der Rinder und sind so auch im Stall möglich.“

Was noch zur Gesundheit der Tiere beiträgt, ist der Melkroboter „Robi“. Robi melkt die Kühe automatisch zu einem Zeitpunkt, den die Kühe selber wählen. Und der Spruch „Liebe geht durch den Magen“, wird auf dem Milchhof Mühlhausen ernst genommen. Deswegen bekommen die Kühe auch nur selbstangebautes Getreidefutter ohne Gentechnik. Das Grünfutter stammt aus dem Naturschutzgebiet „Uelzener Heide - Mühlhauser Mark“ und Umgebung.

Simone Lategahn redet um ein wichtiges Thema auch nicht lange herum: „Wir haben einen Schlachthof drei Kilometer von hier. Das heißt, mein Vater lädt zwei Schweine auf, fährt sie hin und lädt sie ab. Dann werden sie bei uns später nach der Schlachtung zerlegt. Die Tiere haben keinen großen Stress und sind nicht mal eine Stunde im Hänger unterwegs.“ Die Transportbedingungen gehören in der Fleischproduktion mit zu den größten Kritikpunkten in Sachen Tierwohl. Doch auch hier ist die Familie offen und versucht, ihren Hoftieren auch den letzten Weg so angst- und stressfrei wie möglich zu machen.

Der Hofladen

Zum Schluss führt der Weg aller Produkte in den eigenen Hofladen. „Meine Mutter hat dann vor gut 30 Jahren angefangen, den eigenen Hofladen zu betreiben und weiter auszubauen, dafür eigene Produkte zu entwickeln“, erinnert sich Simone Lategahn. Das besondere am Hofladen, so wie er heute ist, ist die große Bandbreite an eigenen Produkten, betont die Landwirtin außerdem. 60 bis 70 Prozent des Hofladensortiments wird durch eigene Produkte des Milchhofs Mühlhausen gestellt. Dazu zählen zahlreiche Milchprodukte aus der eigenen Molkerei. Von der Milch bis zum Kirsch-Joghurt finden Kunden des Hofladens eine breite Auswahl, die viele Geschmäcker trifft: „2007 haben wir den Hofladen erweitert. Seitdem haben wir ein Vollsortiment. Unsere Schwerpunkte sind die Milchprodukte, Joghurt, Quark, Buttermilch, Milchreis, Grieß, Vanillepudding. Fleisch und Wurst sind auch zu 90 Prozent von unseren Tieren. Alle Tiere, die hier auf dem Hof leben, gehen nachher in den Laden.

In Sachen Fleisch wird der Hofbesuch schnell zum Shoppingerlebnis. Neben einer gut gefüllten Fleischtheke mit Rind- und Schweinefleisch vom eigenen Hof hat sich Simone Lategahn und die Familie auf Produkte aus dem Glas spezialisiert.

Ob Eintöpfe, Suppen, Braten, Rouladen und vieles mehr, im Hofladen kann man sich mit frischen Gerichten aus der Hofküche eindecken und mit nach Hause nehmen. Vor allem alleinstehende oder ältere Menschen schätzen das Angebot, so Simone Lategahn, denn für die lohnt es sich häufig nicht, Braten und Suppen nur für sich zu kochen. Im Glas sparen sich Kunden den großen Aufwand in der Küche und können auch einfacher portionieren.

Wenn der Hofladen geschlossen hat, kann mich sich an den Automaten direkt neben der Hofeinfahrt bedienen. Frische Milch und Co. gibt es dort 24/7.

Die Kundennähe

Familie Lategahn freut sich auch immer über die Entwicklung neuer Produkte. Im Gegensatz zu großen Marken, wo die Produktentwicklung langsam und aufwendig ist, können Simone Lategahn und ihre Mutter, die federführend beim Produktsortiment sind, experimentierfreudig sein. Die Familie begrüßt auch immer, wenn neue Ideen von außerhalb kommen: „Wenn ein Mitarbeiter oder ein Kunde eine gute Idee hat und sagt, das sollten wir unbedingt mal probieren, dann machen wir das sehr gerne. Wenn das Produkt dann läuft, dann wird es auch weiter produziert. Die Hemmschwelle ist nicht so groß wie in größeren Unternehmen. Wir schreiben flott Etiketten, wissen, was drin ist und schon können wir es ins Regal stellen“.

Kommen Lebensmittel oder Produkte nicht vom eigenen Hof, kommen sie aus der Region, darunter Obst, Gemüse, Kartoffeln, Marmeladen oder auch Brot und Kuchen.

Der Milchhof Mühlhausen zeigt, wie Hofläden mit Vollsortiment zur echten Alternative zum herkömmlichen Supermarkt werden können. Auf Discountpreise muss man dann zwar verzichten, doch auch für den kleineren Geldbeutel gibt es die passenden Produkte. Das betont auch Simone Lategahn. Und im Gegensatz zum Supermarkt hat man beim Milchhof Mühlhausen das Beste aus der Region und das zu 100 Prozent transparent.

Familie Lategahn hat hart gearbeitet, um ein florierendes Hofgewerbe vorzeigen zu können. Und Visionen für die Zukunft sind längst da. Ausbau der Molkerei, ein neuer Hasenstall, Ausbau des Hofcafés und wieder mehr Veranstaltungen zählt Simone Lategahn die Projekte auf, die als Nächstes anstehen. Eins ist sicher: Milchhof Mühlhausen sieht mit Leidenschaft in die Zukunft - und Familie Lategahn wird weiterhin die Landwirtschaft zum Erlebnis machen.