Als einer der Besten hat Geronimo Suggemeier seine Prüfung zum Stuckateur absolviert und im August seinen Gesellenbrief entgegengenommen. Bereits im November bekam der Soester die Zusage fürs Nationalteam der Stuckateure, für das er sich zuvor beworben und in einem Contest in Berlin durchgesetzt hatte. Daher darf der Jung-Geselle nicht nur für zwei Jahre einen sportlichen „Nationalteam der Stuckateure“-Pkw sein Eigen nennen, zudem hat er auch die Möglichkeit, an den Europa- und Weltmeisterschaften der Berufe teilzunehmen.„Zu den WorldSkills, wie die Weltmeisterschaften der nichtakademischen Berufe heißen, geht es in diesem Jahr nach Shanghai“, erklärt Lehrlingswart Niklas Kuhnert, der selbst zwei Jahre im Nationalteam aktiv war. „Insgesamt kämpfen bei den Meisterschaften auf internationaler Ebene Teilnehmer aus 65 verschiedenen Berufen und 85 Ländern um ihren Sieg.“ Auch wenn Geronimo Suggemeier jetzt Teil des Nationalteams ist, ist der Soester bodenständig geblieben.
„Ich freue mich natürlich auf meine Einsätze im Nationalteam, aber ich schätze auch meine tägliche Arbeit sehr, denn sie ist sehr vielfältig und abwechslungsreich und außerdem macht sie mir Spaß“, sagt der 20- Jährige, der nach seiner Ausbildung beim Stuckateurbetrieb Kuhnert direkt bei dem Familienunternehmen geblieben ist. „Wenn ich mit meinen Freunden und meiner Familie durch Soest gehe, zeige ich ihnen immer mal wieder, was ich an und in welchen Gebäuden alles gemacht habe.“
Auch im Soester Rathaus war der Soester aktiv. „Wir haben den großen Sitzungssaal komplett mit Akustikputz versehen“, erzählt der Jung-Geselle, „dafür haben wir den Untergrund vorbehandelt, die Wand anschließend verputzt und die Schlussbeschichtung mit Akustikputz gemacht.“
Nachhaltigkeit ist immer gefragter
Beim Thema Putz hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. „Gips ist zwar immer noch der Standard, aber die Nachfrage nach umweltfreundlichen Alternativen steigt“, sagt Stuckateur- und Malermeister Niklas Kuhnert. „Viele Kunden fragen konkret nach einem Kalk- oder einem Lehmputz, weil sie sich vorab informiert haben.“
„Ich sehe auch Potenzial bei Lehmbauplatten, denn auch diese ökologische Bauweise wird immer stärker nachgefragt“, berichtet Jürgen Bielefeld, Stuckateurmeister und Ausbilder im Berufsbildungszentrum Hellweg-Lippe. „Das Ständerwerk wird in der Regel mit Holz gemacht und dann mit der Lehmbauplatte verschraubt. Anschließend verspachteln die Stuckateure alles mit Lehmputz.“
Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind auch bei der Wärmedämmung wichtig. „Mit der Wärmedämmung minimieren wir den Energieverbrauch von Gebäuden“, erklärt Geronimo Suggemeier. Wo in der Regel expandiertes Polystyrol, besser bekannt als Styropor, zum Einsatz kommt, werden heute häufig alternative Dämmstoffe wie Steinwolle oder Holzfaserplatten genutzt. „Diese Produkte sind nachhaltiger und bei Sanierungen deutlich besser abzubauen.“
Wer sich für eine Ausbildung zum Stuckateur interessiert, sollte technisches Verständnis und körperliche Belastbarkeit mitbringen. „Es ist auch wichtig, dass man aus dem Kunden herauskitzelt, was ihm wichtig ist, und ihm Vorschläge machen kann“, sagt Niklas Kuhnert.
Denn die Möglichkeiten, die ein Stuckateur in seiner Arbeit hat, sind nahezu unbegrenzt. „Man kann mit indirekter Beleuchtung arbeiten, mit einer schwebenden Decke und wenn es um die eigentliche Wandgestaltung geht – da gibt es tausend Möglichkeiten, denn der Beruf ist unglaublich vielfältig.“
Infos zur Ausbildung - Stuckateur werden
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Monatliche Vergütung:
1. Jahr: 905 Euro
2. Jahr: 1230 Euro
3. Jahr: 1495 Euro
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2021 / insgesamt in Ausbildung: 2/ 14
Berufsschulstandort:
Hagen/Gelsenkirchen
Aktuell hat die „Stuckateur-Innung Hellweg-Lippe“ 21 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Stuckateure und Stuckateurinnen geben Häusern und Räumen ihr individuelles Aussehen, sei es im Innenausbau oder bei der Arbeit an der Fassade. Sie verputzen Rohbauten, bauen leichte Trennwände aus Metallprofilen und Gipskartonplatten ein, montieren Fertigteildecken und -wände oder Fassadenverkleidungen. Dabei bringen sie auch Dämmmaterialien zum Schallschutz oder zur Wärmedämmung an.
Fassaden und teilweise auch Innenwände oder Decken schmücken sie mit Stuckarbeiten wie Gesimsen, Rosetten oder Säulenkapitellen. Sie arbeiten nicht nur an Neubauten mit, sondern renovieren und restaurieren auch Altbauten und können in der Denkmalpflege tätig sein.
Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeits- und Berufswelt kann Aufgabenfelder und Anforderungsprofile verändern. Es eröffnet sich für Stuckateure und Stuckateurinnen ggf. die Chance, sich mit folgenden Technologien, Verfahren oder Systemen zu befassen:
- 3-D-Druck
- 3-D-Laserscanning
- Apps für Planung und Aufmaß
- Augmented-Reality-Visualisierung
- Color Reader
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