Doppelt hält bekanntlich besser, doch gleich zwei abgeschlossene Ausbildungen zum Bäcker kann im Team der Bäckerei Kanne derzeit nur Ayoub Rabah vorweisen. „Meine erste Ausbildung habe ich in Algerien gemacht“, erzählt der 33-Jährige, „aber diese ist hier nicht anerkannt worden.“
In dem flächenmäßig größten Staat auf dem afrikanischen Kontinent dominieren Weißbrote in der Backstube. „Dort, wo ich gelernt und zehn Jahre lang gearbeitet habe, gab es gerade mal vier bis sechs verschiedene Brotsorten“, erinnert sich Ayoub Rahah. Im deutschen Brotregister sind dagegen mittlerweile über 3200 Brotsorten eingetragen und so verwundert es nicht, dass sich die UNESCO im Jahr 2014 dazu entschieden hat, die deutsche Brotkultur in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen.
„Bei der Bäckerei Kanne, bei der ich meine zweite Ausbildung gemacht habe, stellen wir täglich über 40 unterschiedliche Brotsorten her“, sagt der Geselle, der sich bei seinem jetzigen Arbeitgeber rundum wohlfühlt, und ergänzt: „Mit so einer beeindruckenden Vielfalt hatte ich nicht gerechnet.“ Das Angebot reicht vom Landbaguette über Bio-Haferbrot, Bio-Walnussbrot und Bio-Möhren-Mehrkornbrot bis hin zum Kerngesund. Dabei handelt es sich um ein veganes Proteinbrot, das ohne Mehl und Hefe auskommt, weil es aus hundert Prozent Körnern besteht.
„Jedes unserer Kanne-Brote wird in unserer Backstube von Hand und aus echten und natürlichen Zutaten hergestellt“, erklärt Inhaber Wilhelm Kanne. Der Natursauerteig, der die Grundlage der meisten Brote bildet, basiert auf einem alten und geheimen Familienrezept. „Da wir ganz bewusst auf Zusatzmittel verzichten, ist es umso wichtiger, dass wir gut ausgebildete Bäcker haben, denn die Erfahrung und das Fachwissen, das durch die tägliche Arbeit immer weiter vertieft wird, sind maßgeblich für die hohe Qualität unserer Produkte.“
Auf die Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter wird daher viel Wert gelegt. Davon profitiert auch Ayoub Rabah, der in diesem Monat an einer zweitägigen Fortbildung in Weinheim teilnehmen wird.
Auch wenn er eine weite Anreise zu der Bundesakademie des Bäckerhandwerks hat, dürfte sein Wecker an diesen Tag deutlich später klingeln als sonst. „Normalerweise stehe ich um null Uhr auf und fange eine Stunde später an zu arbeiten“, erklärt der 33-Jährige, der seit 2018 bei Kanne beschäftigt ist. „Um 8 oder 9 Uhr habe ich dann Feierabend.“
Die Arbeitszeiten von Bäckern haben in der Vergangenheit immer wieder Interessenten abgeschreckt. „Dabei stellt sich der Biorhythmus unseres Körpers sehr gut auf das frühe Aufstehen ein“, weiß Wilhelm Kanne, der selbst Bäckermeister ist. Daher kennt er auch die angenehmen Nebeneffekte seines Berufs. „Zum einen duftet es immer gut bei uns in der Backstube und zum anderen sehen wir, was wir produzieren und das ist immer ein tolles Gefühl.“
Derzeit beschäftigt die Bäckerei Kanne mit ihren 28 Filialen 280 Mitarbeiter, von denen 34 gerade in der Ausbildung sind. Die angehenden Bäcker durchlaufen während ihrer Ausbildung alle fünf Abteilungen der Backstube“, sagt Bäckermeister und Produktionsleiter Ron Pieper. „Dazu zählen die Ausrollabteilung, die Konditorei, die Teigmacherei, der Anschlagposten, wo unter anderem Füllungen für Torten hergestellt werden, und der Ofen.“
Ausbilden lassen kann man sich bei der Bäckerei Kanne auch zum Konditor sowie zum Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit der Fachrichtung Bäckerei - und das sogar mit Anschlussgarantie. „Wir bieten allen unseren Auszubildenden an, sie zu übernehmen“, erklärt Wilhelm Kanne, „denn uns liegen unsere Mitarbeiter am Herzen und daher möchten wir ihnen eine Perspektive bieten.“ Von Gabi Bender