In Unna gilt seit 2019 ein Notstand – der Klimanotstand. Nun ist dieser zwar kein Notstand im rechtlichen Sinne, er ist jedoch eine klare Botschaft nach außen: Das Thema Klimaschutz ist auch in Unna von großer Bedeutung. Der Klimawandel, so beschreibt es die Verwaltung, sei eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, die Auswirkungen der Veränderungen auch vor Ort spürbar. Der Schritt hin zum Klimanotstand geht mit einer Selbstverpflichtung einher, bei Entscheidungen in der Verkehrspolitik oder dem Wohnungsbau den Klimaschutz stärker zu berücksichtigen und das Thema regelmäßig in die politische Diskussion einzubringen.Der Klimaschutz stand zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht neu im Fokus des öffentlichen Interesses, ganz im Gegenteil. Bereits 2012 und somit vor zehn Jahren legten Verwaltung und Politik das „Strategiekonzept Klimawandel – Klimaschutz und Klimaanpassung in der Stadt Unna“ vor. In dem Konzept wurden die Auswirkungen der Veränderungen auf der lokalen Ebene der Stadt beleuchtet, aber auch die erforderlichen Schritte aufgezeigt. Mit dem Ausrufen des Klimanotstandes ging dann die Fortschreibung des bestehenden Konzeptes als eine der Maßnahmen einher.
Gemeinsam für den Klimaschutz
In den vergangenen Jahren nahm das Thema, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des stärkeren öffentlichen Bewusstseins, dann immer mehr an Fahrt auf. Ende Oktober 2020 nahm Thomas Heer seine Arbeit als Klimaschutzmanager der Stadt auf, zu den Aufgaben zählte die Entwicklung eines Integierten Klimaschutzkonzeptes – und damit die Umsetzung der vorgesehenen Fortschreibung.
Dieses neue Konzept ist jedoch nicht das Werk weniger Beteiligter, sondern ein Werk der Allgemeinheit. Wie der Name bereits verrät, wird dieses neue Konzept gemeinsam erarbeitet – eben auch unter Beteiligung der Unnaerinnen und Unnaer. Vor gut einem Jahr startete der Weg zum Integrierten Klimaschutzkonzept unter anderem mit Ideen aus der Bevölkerung heraus.
In einer Online-Befragung konnten Anregungen aus den verschiedensten Bereichen eingebracht werden. „Mobilität und Verkehr“ standen hierbei besonders im Fokus, das Thema Radverkehr nahm hierbei die herausragende Stellung ein. Positivbeispiele bereits umgesetzter Ideen – auch aus privater Initiative heraus – fanden hierbei ebenso ihren Platz wie Vorschläge zur Flächenentsiegelung oder regenerativen Energiegewinnung.
Dieser Input floss dann in den weiteren Prozess ein – ebenso die Erkenntnisse von Workshops und eines Bürgergespräches sowie aus Gesprächen mit den Stadtwerken und der Wirtschaftsförderung. Eine Steuerungsgruppe priorisierte die Maßnahmenideen dann hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und Wirkung. Herausgekommen ist hierbei ein Maßnahmenkatalog mit insgesamt 34 Punkten, der Anfang des Jahres vorgestellt wurde und derzeit die politischen Gremien durchläuft.
Enthalten sind darin Maßnahmen wie die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes „Zielnetz 25“ zur Förderung klimaschonender Mobilität, ein runder Tisch zum Thema „Landwirtschaft und Klimaschutz“ oder auch Klimaschutz-Wettbewerbe. Hierbei soll die Stadt jedoch nicht nur alleine agieren, sondern sich sowohl lokal als auch regional an Bündnissen und Netzwerken beteiligen.
Gold im Blick
Eine der Maßnahmen umfasst auch die Fortführung des „European Energy Awards“. Dahinter steckt ein europäisches Qualitätsmanagementsystem und Zertifizierungsverfahren für kommunales Engagement für Klimaschutz und Energieeffizienz, an dem Unna sich bereits seit 2013 beteiligt. Regelmäßig überprüft eine neutrale Stelle hierbei, welche Potenziale im Hinblick auf Klimaschutz und Energieeffizienz vorhanden sind und inwieweit Maßnahmen umgesetzt werden. Das betrifft sowohl Entwicklungsplanungen in den Kommunen als auch die Ver- und Entsorgungsbereiche oder kommunale Gebäude.
2015 konnte Unna hierbei 55,2 Prozent der möglichen Punkte erzielen, bei der Rezertifizierung 2019 waren es bereits 63,4 Prozent und damit verbunden die Auszeichnung mit dem European Energy Award. Ausruhen möchte man sich seitens der Verwaltung darauf allerdings nicht, als nächstmögliches Ziel stehen 75 Prozent der Punkte und damit der European Energy Award Gold auf der Agenda.
Gemeinsames Handeln
Und auch die Bürgerbeteiligung wird keineswegs zurückgefahren. Zum einen sind die Bürgerinnen und Bürger natürlich ein wichtiger Faktor bei der Realisierung der Maßnahmen – auch jener Ideen, die es nicht in den Katalog geschafft haben – und zum anderen werden sie durch Aktionen wie den Wettbewerb zum Klimaschutz-Logo weiterhin eingebunden. In diesem Wettbewerb waren sie dazu aufgerufen, ein Logo zu entwerfen, unter dem in Zukunft die verschiedenen Projekte präsentiert werden und das als Dachmarke für den Klimaschutz dient. Mehr als 140 Vorschläge erreichten die Verwaltung, in Kürze wird der Siegerentwurf präsentiert.