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Aus dem (Turn-) Häuschen: es ist ein Schmuckstück geworden

Die ehemalige Hausmeisterwohnung wurde in Gemeinschaftsarbeit zu einem hellen und freundlichen Übungsraum des Turnvereins Eintracht Lünern-Stockum umgestaltet und wird schon gut genutzt.

Spaß an der Bewegung - das möchte der TVE allen Altersklassen vermitteln. FOTO: PÄHLER

Im nächsten Jahr wird er 125 Jahre alt, der Turnverein Eintracht Lünern-Stockum 1898. Mit seinen rund 730 Mitgliedern ist er einer der größten Sportvereine in Unna und widmet sich vor allem dem Breitensportangebot. Katrin Grieper ist seit acht Jahren als Vereinsvorsitzende tätig. Lange gab es keine eigenen Vereinsräume oder gar eine Geschäftsstelle. Die Sportangebote wurden ausschließlich in städtischen Sportanlagen durchgeführt. Da es mit der Stadt Unna eine Vereinbarung gab, dass nur Vereinsmitglieder in städtischen Räumlichkeiten aktiv sein dürfen, blieb der Kreis der sportlich Aktiven etwas begrenzt, weil vor dem Sport immer eine Vereinsmitgliedschaft stand.

Stadt gab den entscheidenden Hinweis

Als die Stadt dem TVE anbot, die ehemalige Hausmeisterwohnung am Sportplatz Lünern, über den Umkleidekabinen und Waschräumen des Fußballvereins gelegen, anzumieten, musste der Verein erst überlegen, wie solche Räumlichkeiten nutzbar und finanzierbar wären. Dann wurden über das Programm „Moderne Sportstätten 2022" des Landes NRW Fördermittel beantragt, der Verein bekam 90.000 Euro zur Verfügung gestellt, um die ehemalige 140 Quadratmeter große Wohnung zu renovieren und für die Vereinsnutzung umzubauen. „Niemals hätte ich gedacht, dass wir so viel Geld zur Verfügung gestellt bekommen," erinnert sich Katrin Grieper.

So konnte das Dach saniert werden, Wände eingerissen, neue Fenster und Türen eingebaut werden. Ein großer Teil der Arbeit wurde von etwa 25 Ehrenamtlern des TVE aber auch von Helfern des SuS 1919 gestemmt, einige Arbeiten wurden aber auch an ortsansässige Handwerksfirmen abgegeben. „Uns war während der Corona-Lockdowns beschreibt nie langweilig," Katrin Grieper die Bauphase. Schon im März letzten Jahres konnte die Innenausstattung des Turnhäuschens erfolgen und mittlerweile wird es zum einen als Büro und Vereinstreffpunkt, zum anderen für einige neue Kursangebote genutzt. „Hell und freundlich sind die Räume geworden" freut sich Katrin Grieper und schätzt, dass sie so rund 40 bis 50 neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Sportangebote gewonnen haben. Neben dem Ausdauertraining "Indoor-Cycling" werden dort gesundheitsfördernde Kurse wie Yoga, Pilates, Rückenfit und Core-Stability sowie Fitnesskurse für Ältere angeboten.

Alle sind ehrenamtlich beim TVE tätig

Vor einigen Jahren hat der Verein viel Energie in ein Gesundheitssiegel gesteckt, das einzelne Kurse für die Kostenübernahme durch Krankenkassen zertifiziert. Damals habe man sehr viel Zeit investiert, weil vorab genau angegeben werden musste, welche Übung, warum durchgeführt wird.

Da der TVE ein Ehrenamtsverein sei, könne man dies nicht ständig leisten. Aber: „Alle Übungsleiterinnen und Übungsleiter sind gut ausgebildet, und wir bezahlen auch Fortbildungen." Einmal im Jahr lädt der Verein die Übungsleiterinnen und Übungsleiter zu einem gemeinsamen Nachmittag ein. Dann haben alle die Gelegenheit, einander kennenzulernen. Viele von ihnen seien im Verein großgeworden und hätten dann die Trainerfunktion übernommen. Katrin Grieper findet, dass sie in Sachen Übungsleiterinnen und Übungsleiter gut aufgestellt sind, auch altersmäßig seien sie „gut gemischt", neue Ehrenamtliche könne man trotzdem immer gebrauchen. Aber: ,,Man muss dafür brennen", findet sie.

Mit neuen Leuten käme man meistens irgendwie zusammen, falls nicht, sei das eine Preissache, denn der Verein könne nur eine Ehrenamtspauschale zahlen. Freuen würde es Katrin Grieper, wenn die Vereinsarbeit mit etwas mehr Nachsicht betrachtet würde. „Leute von außerhalb nehmen teilweise nicht so wahr, was alles gemacht wird, sind aber mit Kritik sehr schnell dabei." Und: „Wir haben alle auch noch ein Berufs- und ein Privatleben." Da sollte es nicht zu einem großen Problem werden, wenn mal ein Fehler passiere. Katrin Grieper findet, dass sie und ihre Ehrenamtler insgesamt ein Superteam sind. „Das geht alles Hand in Hand, hier".

Spaß an der Bewegung steht im Vordergrund

Schwerpunkt im Verein ist der Breitensport. „Wir legen es nicht darauf an, Wettkämpfe zu machen, wir puschen die Leute eher nicht." Natürlich könne es sein, dass einzelne Abteilungen sich für Wettkämpfe qualifizierten. Aber es stehe der Spaß an der Bewegung im Vordergrund. So wie beim Purzelbaumtag, den der Verein diesen Sommer zum zweiten Mal angeboten hat. Entsprungen ist er einer Aktion des Westdeutschen Turnerbundes „Purzelbäume um die Welt". "Das werden wir jetzt regelmäßig anbieten, kündigt Katrin Grieper an. Ich selber habe fünf Purzelbäume gemacht, das reichte mir, aber manche Kinder haben hundert oder zweihundert Purzelbäume gemacht, die haben da viel Spaß dran."

Schwimmkurse sehr beliebt

Neben dem Kinderturnen und Eltern-Kind-Turnen bietet der TVE auch bei seinen Schwimmkursen Kindern ihr Bewegungsspektrum die Möglichkeit, zu erweitern, von ,,Fast-Seepferdchen" bis zum Schwimmabzeichen in Gold. Diese Kurse ziehen viele Kinder an. Von den rund 730 Mitgliederns sind etwa 300 Kinder. Und dem Verein ist es wichtig, ihnen ein gutes Trainingsumfeld zu bieten. Deswegen gibt es eine Vertrauensperson, an die sich Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern oder Übungsleiter und Übungsleiterinnen wenden können, falls sie Rat und Hilfe vor allem zum Thema sexueller Missbrauch benötigen. Außerdem hat der Verein als Präventionsmaßnahme von allen Ehrenamtlichen ein „erweitertes Führungszeugnis" eingeholt. So geht der Verein in Unna mit gutem Beispiel voran.

Bunte Mischung an Sportangeboten

Im TVE gibt es auch Sport, der nicht so oft in Vereinen zu finden ist wie Judo, Tanzen oder Radfahren. Zu Veranstaltungen der Boule-Abteilung kommen Aktive aus der ganzen Region. Was man hier vergeblich sucht, ist der Fußball. Den überlässt man dem 1919 gegründeten Verein „Sus Lünern 1919", an dessen Sportplatz das Turnhäuschen" liegt. Die Zusammenarbeit sei gut, so Grieper, man habe gerade erst gemeinsam von der Bürgerstiftung Unna einen Defibrillator in Empfang nehmen können.