Bei politischen Entscheidungsfindungen kann es schnell vorkommen, dass Bürgerinnen und Bürger sich übergangen fühlen. Dieses Phänomen kennt wohl ein jeder – sei in der Bundespolitik oder eben bei Entschlüssen auf lokaler Ebene. Die Stadt Kamen geht seit 2020 daher einen Weg, mit dem eine bessere Einbindung gelingt: Im Rahmen des Bürgerhaushaltes können die Kamenerinnen und Kamener eigene Ideen für die Gestaltung ihrer Stadt einbringen.
Auf diese Weise werden alle Interessierten zum einen direkt in den Entscheidungsprozess eingebunden, zum anderen wird die Lebensqualität in den verschiedenen Stadtteilen durch die beschlossenen Maßnahmen gesteigert.
Für deren Realisierung stehen 45.000 Euro zur Verfügung, die nach einem Schlüssel auf die verschiedenen Stadtteile aufgeteilt werden. Dieser Schlüssel richtet sich nach der jeweiligen Einwohnerzahl. Als größtem Stadtteil stehen Kamen-Mitte daher 21.000 Euro zur Verfügung, Methler erhält 13.500 Euro. In Heeren-Werve können 8200 Euro verplant werden, die restlichen 4600 Euro entfallen auf Südkamen.
Von der Idee zur Realisierung
Diese Gelder werden aber nicht willkürlich investiert, ihr Verwendungszweck wird in einem Prozess bestimmt. Dazu fand man sich auch in diesem Jahr wieder zu Stadtteilversammlungen zusammen, bei denen potenzielle Verwendungszwecke auf der Tagesordnung standen. Ob Privatperson oder Vereinsvertreter, im Rahmen dieser Versammlung konnten Ideen vorgestellt oder Zuschüsse für Projekte vorgestellt werden. Sofern sie den jeweiligen Stadtteil betreffen und sich seitens der Stadt Kamen auch realisieren lassen, waren alle Ideen willkommen. Vertreter der Stadtverwaltung waren ebenfalls anwesend, um eine B erste Einschätzung zu den jeweiligen Vorhaben abzugeben. Am Ende der Vorstellungen setzen sich dann alle Beteiligten zusammen, um aus der Menge an Ideen eine Vorschlagsliste zu erarbeiten, die zunächst von der Verwaltung geprüft und anschließend vom Stadtrat genehmigt wird.
51 Projekte ließen sich auf diese Weise im Vorjahr umsetzen und auch in diesem Jahr ist die Liste an Ideen wieder lang.
Die Projekte in Kamen-Mitte
Der größte Stadtteil kam am Ende seiner Versammlung auf fast 20 Verwendungszwecke für sein Budget. Ganz im Zeichen des Zusammenhalts schaffte man es dabei sogar noch, alle Beteiligten zufriedenzustellen, obwohl die Ursprungsideen das Budget um mehr als 10.000 Euro überschritten hätten.
Und doch soll mit dem 21.000 Euro viel realisiert werden. Der Schützenverein Kamen soll rund 2600 Euro für den Ausbau seines Jugendbereiches auf einem neuen Gelände erhalten, in dessen Zuge unter anderem ein Zeltplatz entsteht, der dann auch von anderen Vereinen genutzt werden kann.
Freuen kann sich auch der VfL Kamen, der mehr als 2000 Euro für ein geplantes Sportfest der Begegnung erhalten soll. Die interkulturelle Veranstaltung soll aber nicht auf den Verein beschränkt bleiben, auch Kitas und Schulen sollen sich beteiligen, so der Wunsch der Sportler.
Wie vielfältig die Vorschläge waren, zeigt die letztendliche Liste, auf der neben Projekten gegen Rechtsextremismus auch Spielgeräte für Schulen und Kitas sowie Projekte des ADFC oder des Fördervereins Monopol zu finden sind.
Die Projekte in Heeren-Werve
Wer den Stadtteil besser kennenlernen möchte, der soll dabei bald digitale Unterstützung erhalten. Konkret geht es dabei um eine Idee des Projektes „Heeren-Werve entdecken“ Emaille-Schilder mit QR-Code sollen an markanten oder geschichtsträchtigen Orten angebracht werden, scannt man den Code mit dem Smartphone, dann erhält man eine Vielzahl an Informationen zum jeweiligen Ort. 500 Euro sind für die Umsetzung vorgesehen.
Und obwohl die Summe in Heeren-Werve deutlich geringer war als in anderen Stadtteilen, gelang es auch hier, 20 Vereine und Institutionen in die Vorschlagsliste aufzunehmen. Von Naturprojekten bis zur Förderung des Ehrenamtes reichen die Ideen.
Die Projekte in Südkamen
Breit gestreut wurden auch die Gelder im bevölkerungstechnisch kleinsten Stadtteil Kamens. Den größten Anteil soll die Kita „Abenteuerland“ erhalten und mit den mehr als 2000 Euro die dringend benötigten neuen Spielgeräte für den Außenbereich anschaffen. An anderer Stelle möchte man dem Hundekot Herr werden, an den Eingängen des Geländes des Kleingartenvereins „Schöner Fleck“ sollen dazu Beutelspender und Entsorgungstonnen aufgestellt werden. 1000 Euro sind für diese Maßnahme eingeplant.
Dass manch kleiner Wunsch seinen Platz auf der Vorschlagsliste findet, zeigte die Gruppe„Rat und Tat“, die nicht nur Werkzeug verleiht, sondern auch selbst handwerkliche Dienste anbietet. Mit 150 Euro sollen dafür neue Materialien angeschafft werden, um auch weiterhin helfen zu können.