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Kohleort Kaiserau wird Klimaquartier: Bürgerinnen und Bürger sollen mitbestimmen

Stadtverwaltung, Bürger und Klimaschutz-Gremium nehmen an der Entwicklung der Klimakonzepte teil.

Dieses Bild wurde 1968 in Kaiserau aufgenommen. Ein Kind sitzt auf dem Kohlenkasten, darin wurden die Kohlen für den Ofen im Haus aufbewahrt. FOTO: ARCHIV WILFRID LOOS

Politik in Berlin und Brüssel schafft die Rahmenbedingungen für den Klimaschutz in Deutschland. Dabei rudern die Parlamente mal vor, mal weit zurück. Die Kommunen müssen mit wechselnden Rahmenbedingungen klarkommen, sie erarbeiten Konzepte, um die gesteckten Klimaziele lokal umzusetzen. Kamen hat Kaiserau als Klimaquartier ausgewählt. Dort sollen beispielhaft der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß gesenkt werden.

Das Geld für die Erstellung der Klimakonzepte für Kamen, Methler und für Kaiserau kommt zu drei Vierteln von der KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau).

Drei Konzepte für das Stadtgebiet

Seit mehr als einem halben Jahr arbeitet die Stadtverwaltung an drei Konzepten für die zukünftige Entwicklung der Stadt Kamen. Eines der Konzepte konzentriert sich auf den gesamten Stadtteil Kamen-Methler und ein weiteres auf das Quartier Kaiserau. Das Konzept für Kaiserau soll aufgrund des Bestandes an sehr unterschiedlichen Gebäudetypen eine gute Blaupause für die übrigen Kamener Stadtbezirke abgeben. Für die Erarbeitung eines energetischen Quartierskonzeptes, wie es für Kaiserau erstellt werden soll, benötigen die Planer vor allem Daten zum aktuellen Bestand. Diese werden zum Teil von Wohnungsbaugesellschaften, teils von der Stadt und möglichst auch von Eigentümern geliefert werden.
 Auf Basis dieser Daten soll ermittelt werden, welche Maßnahmen zur energetischen Verbesserung sinnvoll sind. Ein Sanierungsmanager, der vor Ort Bürgern dabei hilft, sich über passende Sanierungsmaßnahmen und die entsprechenden Fördermöglichkeiten zu informieren, ist Teil des Kaiserau-Konzepts.

Bürger sollen einbezogen werden

Bei der Stadtverwaltung beschäftigen sich vor allem der Klimaschutzmanager Gerald Müller und das Klimaschutz-Gremium der Stadt an der Konzeptentwicklung. 
Allerdings wird Bürgerbeteiligung hier groß geschrieben: Sowohl bei der Entwicklung des gesamten Kamener Stadtgebietes als auch für die Teilgebiete wurden verschiedene Aktionen gestartet, um die Menschen vor Ort in die Bemühungen mit einzubeziehen.

Umfrage Klimaschutz

Bis zum 14. März hatten alle Kamener die Möglichkeit, ihre Vorschläge zum Thema Stadtentwicklung bei der Stadt einzureichen.
Auf der Website www.kamen-gestaltet-zukunft.de wurden fünfzehn Vorschläge zum Thema Klimaschutz in Kamen in einen Stadtplan eingetragen. So lässt sich ablesen, wer sich was für die weitere Stadtentwicklung gewünscht hat.
Die meisten Vorschläge wurden hier zum Thema Mobilität gemacht: die Anregungen beinhalten unter anderem die Idee, mit der DB zu verhandeln, um Pendeln ab Methler zu vereinfachen. Für ganz Kamen werden mehr E-Ladesäulen gewünscht. An der Südkamener Straße wünscht sich jemand die Aufwertung der dortigen Bushaltestelle inklusive geschlossener Radparkplätze. Mit dem Hinweis auf das dortige Gewerbegebiet ein Vorschlag, der von außen betrachtet Sinn macht, aber zwei weitere Bürger lehnen diese Idee ab.

Unterschiedliche Interessen

Dies fällt bei verschiedenen Vorschlägen ins Auge: Ein Bürger schlägt etwas vor, wie beispielsweise die Einrichtung eines Naturlehrpfades auf der Halde an der Seseke, aber der Vorschlag wird von fünf weiteren Bürgern abgelehnt. Das deutet darauf hin, dass in der Bürgerschaft sehr unterschiedliche Vorstellungen von wünschenswerten Klimaschutzmaßnahmen vor Ort herrschen. Auch das Thema Schulgarten am Gymnasium ist schwierig, allerdings stimmen laut Karte sieben Bürger dafür, den Schulgarten in seiner aktuellen Form zu erhalten. Viel Potenzial für Konflikte, aber auch deutliche Signale, dass die Bürger sich mehr Klimaschutz in Kamen wünschen.

Mitmachkarte - allgemein

Aktivere Rückmelder gab es auf der thematisch neutral gehaltenen interaktiven Stadtgebietskarte. Auch hier finden sich aber einige Klimaschutz-Vorschläge, wie die Umrüstung der Straßenlaternen mit Bewegungsmeldern für bedarfsgerechte Beleuchtung. Viele Hinweise auf der Karte beziehen sich auf Gefahrenpunkte für Radfahrer und Fußgänger, weiterer Schwerpunkt sind Mängelanzeigen hinsichtlich des Zustandes von Plätzen und Wegen im öffentlichen Raum: Spielplätze, die vermüllt vorgefunden werden und Wege mit Müll und Hundekot stören die Bürger ebenso wie fehlende Straßenbeleuchtung oder Abfalleimer.

Mehr Raum für Natur

Andere Zeiten: Kamens Klimaschutzmanager Gerald Müller (M.), Bürgermeisterin Elke Kappen und Dr. Uwe Liedtke am Elektroauto der Stadtverwaltung.  FOTO: DRAWE (A)
Andere Zeiten: Kamens Klimaschutzmanager Gerald Müller (M.), Bürgermeisterin Elke Kappen und Dr. Uwe Liedtke am Elektroauto der Stadtverwaltung.  FOTO: DRAWE (A)

Elf Bürger loben, dass die Renaturierung der Körne ein Erfolg gewesen sei. Auf dem Gebiet von Methler gibt es einige Vorschläge, wie dort die Natur mehr Raum bekommen könnte. Beliebt vor allem die Idee, zwischen Bahnlinie und Wohngebiet ,,Im Telgei“ eine Obstbaumwiese mit insektenfreundlichen Pflanzen anzulegen.
Der Vorschlag, anschließend an den Friedhof in Kaiserau auf einer Agrarfläche einen Park mit Wasserfläche anzulegen, finden sechzehn Menschen gut, während neun eine Parkanlage mit Café dort ablehnen.
 Welche Vorschläge von den entsprechenden Gremien aufgegriffen und in das Entwicklungskonzept übernommen werden bleibt also spannend. Am 22. April gab einen Stadtteilspaziergang für Interessierte durch Methler und am 19. Juni findet im Bürgerhaus Methler eine Stadtteilkonferenz zu den bis dahin gesammelten Erkenntnissen statt. Anmeldungen auf der Website.
kamen-gestaltet-zuunft.de