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Schulnote für das erste Jahr: immerhin befriedigend

Dem Holzwickeder Klimaschutzbeauftragten Felix Sprenger läuft die Zeit davon: Viele Projekte müssen umgesetzt werden, ohne Probleme geht das jedoch nicht immer – symptomatisch für den Klimaschutz?

Am Montanhydraulikstadion ist eine neue E-Ladesäule aufgestellt worden, Felix Sprenger weiß jedoch, dass Holzwickede in Sachen klimafreundlicher Mobilität noch viel Luft nach oben hat. FOTO: ZIENAU

Mach doch erstmal was anderes" bekommt Felix Sprenger hin und wieder als Tipp zu hören, wenn er versucht, die drängenden Themen in der Gemeinde Holzwickede anzupacken. Seit gut einem Jahr ist er im Amt, ein weiteres Jahr bleibt ihm, solange wird seine Stelle im Rahmen des Projekts ZUG (Zukunft, Umwelt, Gesellschaft) zu 75 Prozent vom Land gefördert. Das Ziel ist, Klimaschutz langfristig in die Verwaltungsstrukturen zu integrieren. Dafür wurde schon 2020 ein Klimaschutzkonzept in der Gemeinde Holzwickede erstellt, das einen Maßnahmenkatalog von 50 Maßnahmen beinhaltet, die bis 2035 umgesetzt sein sollen– ehrgeizige Pläne.Handlungsfelder sind vorgegebenImmerhin noch 20 Maßnahmen innerhalb von drei Jahren wollen die Fördermittelgeber ZUG durch den Klimaschutzbeauftragten umgesetzt wissen. Darunter so brisante Handlungsfelder wie die klimagerechte Mobilität und Stadtentwicklung. Immerhin ist es bereits gelungen, die E-öffentliche Ladestruktur in der Gemeinde von vier Ladesäulen auf acht Ladesäulen zu verdoppeln. „Da steht Holzwickede gut da, in anderen ähnlich großen Gemeinden gibt es bisher erst zwei Ladesäulen," kommentiert Sprenger.Viele EmissionenDer Anteil der privaten PKW am Ausstoß der klimarelevanten CO2 Gase ist in Holzwickede dennoch eine er großen Stellschrauben, die sich nur dann bewegen würden, wenn alle, nämlich Bürgerinnen und Bürger, Politik und Verwaltung an einem Strang zögen. „Das ist Holzwickede ein sehr sensibles Thema", so Sprenger. In Zahlen: 60 Prozent der allgemeinen Emissionen gehen auf die Mobilität zurück.Zwar ist Holzwickede eine Einpendlerkommune, wer hier arbeitet, wohnt also häufig woanders. Aber auch bei Berücksichtigung dieses Effekts, wenn beispielsweise 20 Prozent der Emissionen auf die Autobahnnutzung entfallen, bleibt Holzwickede eine Kommune von Autofahrerinnen und Autofahrern, deren Mobilität 40 Prozent der schädlichen Gesamtemissionen verursacht.Fast jeder hat ein AutoHolzwickede hat rund 17.000 Einwohner und Ende 2021 waren auf diese Einwohnerzahl 12.316 Pkw angemeldet. „Wenn man alle Menschen abzieht, die noch nicht oder nicht mehr Auto fahren, kann man davon ausgehen, dass fast jede Person in Holzwickede ein Auto hat", rechnet Sprenger vor. Immerhin ist der Anteil von E-Autos deutlich von 23 Autos im Jahr 2019 auf aktuell 400 Autos gestiegen.Auch künftig gut leben „Es geht ja nicht nur darum, Tonnen von CO2-Emissionen einzusparen, sondern ganz konkret darum, auch künftig allen ein gutes Leben zu ermöglichen," so Sprenger. „Letzte Woche hatten wir die erste tropische Nacht, des Jahres, das habe ich in meiner Dachgeschosswohnung zu spüren bekommen“, gibt er ein praktisches Beispiel. „Ich will nicht, dass wir und vor allem unsere Kinder das künftig noch sehr viel häufiger erleben."Um das Bewusstsein der jungen Generation in Holzwickede zu prägen, gibt es von der Gemeinde Öffentlichkeitsarbeit: Ende des Jahres wird mit „50/50" ein Anreiz für Schulen geschaffen, Energie im Schulbetrieb einzusparen, sei es durch Stoß- statt Dauerlüften, durch Ausschalten von Lichtquellen beim Rausgehen — alle sollen daran mitarbeiten, weniger Energie zu verbrauchen. Die Kosten, die dann innerhalb von vier Jahren eingespart werden, gehen zur Hälfte an die teilnehmenden Klassen und zur Hälfte an die Verwaltung. Allerdings ist hier noch zu prüfen, wie sich dies Konzept in Zeiten stark steigender Energiepreise sinnvoll umsetzen lässt.Ganz direkt erreicht Sprenger die Kinder mit seinem Workshop: „Wo ist der Schnee?", den er in der Gemeindebibliothek anbietet. Da wird anhand von Bildern und Experimenten geschaut, was Klimawandel macht.Starkregenereignisse Die Auswirkungen sind bereits spürbar. 2021 traf das Starkregenereignis auch Holzwickede. Mit einer vollgelaufenen Tiefgarage und einem übergelaufenen Regenrückhaltebecken kam man glimpflich davon. Damit die Bevölkerung sich informieren kann, was eventuell künftig mit dem eigenen Haus oder Garten geschehen kann, beschäftig sich Sprenger auch mit dem Starkregenereignisrisikomanagement. Auf der Gemeindehomepage gibt es eine Gefahrenkarte, die informiert.Der Wille ist daAufgerüttelt, auch durch steigende Energiepreise, sind viele Menschen in Holzwickede daran interessiert, beim Energieverbrauch autark zu werden. Entsprechend viele Anfragen zu Photovoltaik und Photothermie gehen beim Klimaschutzbeauftragten ein. Viele Bürgerinformation gab es 2021 online durch das Netzwerk der Klimamanager im Kreis Unna. Aktuell nimmt hier die Veranstaltungsplanung wieder Fahrt auf.„Der Wille, in der Gemeinde etwas zu ändern, ist auf allen Seiten da. Man wird aber auch durch die Politik ausgebremst." Ein Erfolg: Kommunale Liegenschaften sollen ab dem 1. Januar 2023 beispielsweise mit Öko-Strom betrieben werden.