Holzwickede - Hier leb´ ich gern Anzeige

Holzwickede kann da sehr glücklich sein!

Nicht jede Gemeinde von der Größe Holzwickedes kann einen aktiven historischen Verein mit vielseitigen Projekten und dem öffentlichen Betrieb einer Heimatstube vorweisen.

Die Heimatstube ist das Herzstück der Vereinsarbeit. FOTO: GRZELAK

Eigentlich hat der Heimatverein Holzwickede e.V. keinen Grund zu klagen: Die Mitgliederzahl ist mit 80 sehr ordentlich, der sechsköpfige Vorstand ist engagiert und auch altersmäßig gemischt, es gibt eine sehr gut gefüllte Website mit sehr vielen Features für Geschichtsbegeisterte, die Gemeinde Holzwickede stellt dem Verein unentgeltlich die Räumlichkeiten am Haus Opherdicke, Dorfstraße 29a zum Betrieb der Heimatstube zur Verfügung. Die erste Auflage von 600 Stück des selbstgestalteten Kneipenbuchs ist vergriffen und konnte unter anderem von den Erlösen im letzten Jahr neu aufgelegt werden. Wer noch ein Exemplar des Kneipenbuchs erwerben möchte, kann dies jederzeit tun: Es läuft vieles richtig gut in Holzwickede. Das ist der Tenor im Gespräch mit dem ersten Vorsitzenden des Historischen Vereins Holzwickede e.V., Andreas Heidemann.

Treffpunkt Sommerfest

So wird im Verein auch auf das erste Sommerfest nach Corona hingefiebert. Aller Voraussicht nach gibt es dann an der Heimatstube leckere Getränke und der Grill wird angeworfen. Interessierte können einen Blick in die Ausstellung werfen, auch Nicht-Mitglieder sind willkommen.

Was dem Vorsitzenden Andreas Heidemann, der im Jahr 2019 ins Amt gewählt wurde, am Herzen liegt, wäre wieder etwas mehr Zeit für Projekte zu haben. Er selbst ist berufstätig und stellt fest, dass neben der vorgeschriebenen Vereinsorganisation inklusive nachzuholender Mitgliederversammlungen und dem Betrieb der Heimatstube, die jeden Sonntag von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet hat, im wahrsten Sinne des Wortes manches liegen bleibt.

Als Beispiel nennt er ein Bergbautelefon, dass dem Verein vor ein paar Jahren von der Ruhruni Bochum gespendet wurde. "Das ist so ein richtiges Monstrum, wiegt bestimmt 30 Kilogramm", mutmaßt Heidemann. Es musste aus einem Stück und sehr stabil gebaut werden, weil es unter Tage eine Explosion überstehen sollte, um für einen möglichen Notruf von Bergleuten funktionsfähig zu bleiben. Aus dem gleichen Grund wurde es gegen elektrische Funkenbildung isoliert, um nach Gasbildung unter Tage keine Explosion herbeizuführen – ein beeindruckendes Gerät, an dem sich vieles zum Thema Bergbau anschaulich erfahren lässt.

Eigentlich ist schon länger geplant, es in der Heimatstube aufzuhängen und es mit der Telefonanlage zu verbinden, sodass man per Drehen an der Wählscheibe ein anderes Telefon anklingeln kann. Bisher liegt das Exponat allerdings noch wenig anschaulich in einem der vier Museumsräume und wartet auf seinen großen Auftritt.

Besucher sollen Neues entdecken können

„Wir haben leider bisher keine Archivräume für unsere Exponate, von denen viele sich ja nicht wie Papierbilder einfach verstauen lassen. Daher können wir immer nur kleine Änderungen vornehmen, aber die sind wichtig, damit unsere Besucher, die zwei bis dreimal im Jahr kommen, immer wieder etwas Neues entdecken können,“ so Andreas Heidemann. Er hofft auf eine Möglichkeit, etwas Platz in den neuen Archivräumen des Hauses Opherdicke für den Verein zu bekommen.

Auf jeden Fall ist die Lage der Heimatstube in Opherdicke, dem Ortsteil mit der höchsten Denkmaldichte ein Glücksfall. Aber „auch wenn hier jedes dritte Haus unter Denkmalschutz steht, wir sind kein Freilichtmuseum" kommentiert er den Abriss der nahegelegenen ehemaligen Marienschule, in der viele Holzwickeder noch zur Schule oder später in den Kindergarten gegangen sind. „Es überrasch mich allerdings manchmal, dass viele Menschen denken, dass unsere Heimatstube nur für den Ortsteil Opherdicke da ist: Wir repräsentieren ganz Holzwickede."

Um Umgestaltungen in der Ausstellung zu planen, wären ein paar neue Gesichter im Geschichtsverein sehr willkommen. Die Außenanlagen des Heimatstubengebäudes wurden schon pflegeleicht angelegt, verursachen aber hin und wieder einen Arbeitseinsatz. Es gibt viele Aufgabenbereiche, in denen sich Ehrenamtler betätigen können. Auch Menschen, die als „Ausstellungsbegleiter" gerne während der Öffnungszeiten das Ambiente der Heimatstube genießen möchten, parallel dort die Aufsicht führen und vielleicht mit Besucherinnen und Besuchern plaudern, wären eine Bereicherung für den Verein.

Corona-Pause war eine Durststrecke

Es sei so, dass die Coronazeit von manchen Mitgliedern als Schlusspunkt für ihre Vereinsaktivitäten gesehen wurde, so der Vorsitzende. „Zu Beginn der Coronazeit waren wir noch sehr enthusiastisch. Wir haben beispielsweise alte Postkarten aus dem Archiv geholt und online präsentiert." Er selbst hat sein berufliches Standbein im IT-Bereich und konnte daher die nötige Technik für den Verein einrichten und anpassen.

Heidemann hat selbst auch zwei Online-Kurse zur alten deutschen Schrift, oft Süterlin genannt, gegeben. Das Interesse war sehr groß, beim zweiten Kurs waren 40 Menschen aus Holzwickede und der Umgebung online mit dabei. Ein weiterer Kurs ist bereits angedacht. Auf der sehr langen Corona-Durstrecke war das Engagement zwischenzeitlich etwas eingeschlafen, gibt Heidemann zu, und die Vereinsmitglieder hätten sich damit abgefunden, dass eine Zeit lang nur Archivarbeit stattfinden konnte.

Archivbestände öffentlich zugänglich machen

Dazu gehörte auch, dass Heidemann alte Katasterkarten von Holzwickede digitalisiert hat und sie somit jetzt für jeden online zugänglich und mit Karten aus dem Jahr 2010 verknüpft sind. Die meisten alten Karten stammen aus den Jahren um 1863. Die ältesten jedoch haben noch keinen Zeitstempel und werden, weil auf ihnen noch keine Eisenbahnlinie eingezeichnet ist, auf die Zeit vor 1854 datiert. Die alten Karten sind nicht unbedingt wie heute üblich, nach Norden ausgerichtet. Sie wurden also von Heidemann „eingenordet" und im Maßstab an die neueren Karten angepasst, um sie vergleichbar zu machen. Sie sind, wie auch Luftbilder aus den Jahren 1920 bis 2009 auf der Vereinswebsite zu finden.

Neues Buchprojekt der Geschichtswerkstatt

Mittlerweile ist alles wieder im Schwung — so auch die Geschichtswerkstatt, ein Arbeitsbereich des Vereins. Etwa zehn Mitglieder treffen sich jeden ersten und jeden dritten Mittwoch des Monats mit Horst Hohoff im Seniorentreff Holzwickede, um an dem neuen Buchprojekt zu arbeiten. Es ist geplant, historische Postkartenansichten aus Holzwickede aktuellen Ortsansichten gegenüber zu stellen.