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Kriminalpräventionsprojekt „Senioren helfen Senioren": Wenn sie vor Ort sind, passiert nichts

Das Projekt „Senioren helfen Senioren“ der Polizei Unna: Gespräch mit Vertreterin der aktiven Holzwickeder Gruppe. Themen bezüglich Kriminal- oder Verkehrsunfallprävention.

Sobald wir unachtsam sind, haben Taschendiebe leichtes Spiel. FOTO: POSTUMITENKO/PROSTOCK-STUDIO-STOCK.ADOBE.COM

Das Projekt Senioren helfen Senioren ist ein Projekt der Polizei Unna und ist im gesamten Kreis Unna (ohne Lünen) beheimatet. Insgesamt hat das Projekt über 80 Mitglieder. Die Gruppe in Holzwickede ist besonders aktiv im Rahmen dieser ehrenamtlichen Präventionsarbeit.

Die Polizei und die Projektteilnehmer suchen gemeinsam Themen im Bereich der Kriminalprävention (z. B. Enkeltrick, falsche Polizeibeamte, Taschendiebstahl) oder der Verkehrsunfallprävention (z. B. Helm tragen, sicheres Fahrrad, Fahrzeug führen im Alter) um Aufklärung zu betreiben.

Die Zusammenarbeit zwischen Gruppe und Polizei läuft dabei folgendermaßen: Fast alle Menschen, die sie im Rahmen ihrer Arbeit danach fragen kennen die Situation bereits aus eigener Erfahrung: Ein unaufmerksamer Moment genügt und das Portemonnaie ist weg - gestohlen. Trotzdem lässt sich nicht jede(r) gerne auf dem Parkplatz eines Supermarktes darauf hinweisen, dass das Portemonnaie im Einkaufskorb geradezu eine Einladung für Diebe darstellt. So mancher fühlt sich wohl ertappt, wenn er oder sie auf solche„Schwachstellen“ hingewiesen wird. Dabei wollen die Akteure von „Senioren helfen Senioren“ nicht beschämen, sondern vor allem aufmerksam machen. Damit nicht so viel passiert.

Karin Petschat war eine der ersten, die sich vor Jahren in der Holzwickeder Gruppe engagiert haben. Eine intensive Woche lang sind sie damals von der Kriminalpolizei geschult worden. Es gab viele Tipps und Hinweise. Auch das richtige Verhalten bei einem Angriff in der Bahn wurde damals thematisiert. Nach einer Pandemie-bedingten Pause werden diese Kurse wieder für Interessierte angeboten und die Senioren jedes Quartal mit Fortbildungen auf den neuesten Stand gebracht.

Regelmäßige Aktionen

Karin Petschat und ihre Mitstreiter in Holzwickede bauen mindestens einmal monatlich einen Infostand in ihrer Gemeinde auf. Auf dem Wochenmarkt, auf Parkplätzen von Supermärkten, vor Modeläden, Banken oder bei Vereinen sind sie mit ihrem Infostand zu finden. Ihr Infomaterial in Form von Flyern und Broschüren bekommen sie von der Polizei.

Die Gruppenmitglieder beobachten dann meistens, ob es im Umfeld ihres Standes kritische Situationen gibt und weisen die Menschen darauf hin. „Ein Portemonnaie sollte immer am Körper getragen werden,“ rät Karin Petschat beispielsweise. Es entstehen Gespräche, in deren Verlauf die Senioren ihr erworbenes Wissen rund um die Verhinderung von Straftaten weitergeben können. Häufig werden sie dabei auch von Polizistinnen oder Polizisten unterstützt.

Die Aktionen sind abgestimmt

In jedem Fall sprechen sie ihre Aktionen vorher genau mit der Polizei ab und geben auch an, wer wann wo mit vor Ort sein wird. Auch Gevom Ordnehmigungen nungsamt werden im Vorfeld eingeholt.

Mit den Betreibern der Ladenlokale, vor denen sie ihren Stand aufbauen, stimmt die Gruppe ihre Termine selbstverständlich ebenfalls vorher ab. Bei manchen Läden und Einrichtungen haben sich schon feste Anlässe für ihren Infostand herauskristallisiert - beispielsweise sind sie gern gesehene Gäste bei der Sparkasse, wenn die zum Weltspartag einlädt. Besonders da, wo Menschen im Alltag mit Geld umgehen, ist ihr Stand zur Sensibilisierung sinnvoll. „Was wir da schon gesehen haben,“ wundert sich Karin Petschat. Als Beispiel nennt sie einen Rollifahrer, der nicht eben wenig Bargeld aus dem Geldautomaten im Mund nach draußen transportierte. Definitiv eine kritische Situation.

Unterhaltsame Sketche

Manchmal fährt die Seniorengruppe selbst mit einem Fahrrad vor. Im Fahrradkörbchen demonstrativ eine Geldbörse deponiert. Daraus entwickeln sie einen spontanen Sketch, mit dem sie ihre Zuschauer gleichzeitig unterhalten und informieren. „Das machen wir so aus der Lameng“ meint Karin Petschat mit unüberhörbarer Freude in der Stimme. „Da haben wir unseren Spaẞ dran.“ Und die Gruppenmitglieder wechseln sich ab: Jeder ist mal der „Bösewicht“, jeder mal das „Opfer.“

Die Seniorengruppe führt auch Videos vor, mit denen sie vor gefährlichen Situationen warnt.

Beispielsweise zu betrügerischen Telefonanrufen hält die Gruppe ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger auf dem Laufenden.

Viele sagen zwar, darauf fielen sie nicht herein, so Petschat, aber Telefonbetrüger lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen und sind damit erstaunlich erfolgreich. „Sofort auflegen“ rät Petschat daher. Und: am besten ein Codewort mit den Enkelkindern und Kindern abmachen, damit Betrüger außen vor bleiben.

Die Seniorengruppe ist eine wichtige Einrichtung in Holzwickede. Auch die Gemeinde unterstützt sie in ihrer Arbeit. Im Begegnungszentrum hat sie deswegen einen Raum zur Verfügung gestellt bekommen. Manchmal verabredet sich die Gruppe dort, manchmal trifft sie sich in einem Lokal zum Essen. Wichtigster Bestandteil der Aktivitäten sind aber ihre Info-Aktionen.

Ablehnung gibt es auch

Hin und wieder stoßen Karin Petschat und Mitglieder ihrer Gruppe auch auf eine abweisende Haltung. Dann versuchen sie, ihr Gegenüber im Gespräch zu überzeugen. Nach einer Info-Aktion tauschen sich die Gruppenmitglieder über ihre Erlebnisse aus, sodass sie damit nicht alleine bleiben. Karin Petschat meint, jeder in der Gruppe hätte mittlerweile seine Rolle. Ihre sei es, alle zusammenzuhalten und die Aktionen anzustoßen. Die Organisation gibt sie mittlerweile auch manchmal ab.

Tätigkeit wird geschätzt

Bei besonderen Gelegenheiten wie der Seniorenmesse im Jahr 2023 sind sie und ihre Gruppe auch mehrtägig in Aktion. „Wir sind eigentlich immer willkommen“ freut sich die Seniorin. Im Juli dieses Jahres werden sie auch wieder dabei sein, wenn der Landrat von einem Markt zum anderen tourt. Gute Tipps und ihr Banner haben die Senioren immer mit dabei. Wenn jemand konkreten Rat und Unterstützung beispielsweise in Sachen Einbruchschutz für eine Wohnung benötigt, verweist ihn die Gruppe an die Polizei. Das können wir nicht leisten, meint Karin Petschat.

Aber ihre Sensibilisierung dürfte schon so manchen Holzwickeder vor unangenehmen Situationen bewahrt haben, denn „Wenn wir da sind passiert nichts“, wagt Karin Petschat zu behaupten. Auch an Orten, wo sonst eigentlich jeden Tag Diebstahl an der Tagesordnung ist.

https://unna.polizei.nrw/artikel/projekt-senioren-helfen-senioren