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Beste Lebensbedingungen für (Frech-) Dachse in Fröndenberg

Ihretwegen muss die Regionalbahn 54 auf dem Streckenabschnitt Unna-Fröndenberg voraussichtlich noch bis Ende 2023 auf Busse ausweichen: Dachse haben den Bahndamm in Frömern durchlöchert.

FOTO: PAWEL - STOCK.ADOBE.COM

Heimlich, still und leise haben Dachse sich im 1899 gebauten Bahndamm ausgebreitet. 39 Eingänge wurden im Juli 2022 bei einer Gleiskontrolle auf einem 300 Meter langen Stück des Bahndamms bei Frömern entdeckt und daraufhin bahnseitig sofort die Bahnstrecke gesperrt. Es bestand akute Einsturzgefahr.

Eigentlich, so Experten, baut eine Familie von Dachsen nur ein Höhlensystem mit fünf bis sechs Eingängen. Warum es hier so viele mehr sind, kann bisher nicht beantwortet werden, denn niemand weiß, wie viele Tiere derzeit im Bahndamm leben. Soweit bekannt werden Dachse in freier Wildbahn bis zu 15 Jahre alt. Die Dachse in Fröndenberg waren also vermutlich schon über mehrere Generationen grabend aktiv. Der Bahndamm bot offensichtlich bisher optimale Bedingungen für die großen Erdmarder. Das Erdreich des Bahndammes ist festgestampft somit und gut für den stabilen Höhlenbau geeignet. Die Dachse hatten als Allesfresser zudem offensichtlich in direkter Nachbarschaft ein tolles Unter Nahrungsangebot. anderem durch ein Maisfeld. Natürliche Feinde hat der Dachs zwar, nämlich Wölfe, Bären und Luchse, aber die mussten sie in Unna bisher nicht fürchten.

Da Dachse meistens nachtaktiv sind, konnten sie trotz ihres markanten Aussehens mit den weißen Streifen am Kopf und ihrer recht großen Körpergröße von bis zu rund einem Meter, wenn man den bis zu 20 Zentimeter langen Schwanz einrechnet, lange Zeit unbemerkt im Bahndamm ein- und ausgehen. Warum ihre Behausung erst, nach offensichtlich langer Zeit bemerkt wurde, wird nun diskutiert, denn neben der ärgerlichen Streckensperrung verursacht das in Frömern angelegte Höhlensystem einen beträchtlichen finanziellen Schaden. Etwa sechs Millionen Euro sollen alleine die baulichen Maßnahmen kosten.

In NRW ist das Höhlensystem bei Frömern das erste, mit dem die Bahn AG zu tun hat. Vermutlich auch deswegen war man bisher für das Thema hier nicht sensibilisiert und hat Streckenkontrollen nicht so häufig durchgeführt. Das Problem trat bisher vorwiegend in Süddeutschland auf. Allerdings nehmen die Dachsbestände seit Jahren bundesweit wieder zu, nachdem von 1960 bis 1970 herum viele einer Gas-Tötungsatkion von Füchsen im Rahmen der Tollwutbekämpfung zum Opfer gefallen waren. Damals stand der Dachs sogar auf der roten Liste bedrohter Tierarten.

Es wird schwierig, den Dachs nun aus seinem Höhlensystem zu vertreiben. Zunächst einmal hielten die Tiere Wintersruhe und die musste respektiert werden. Danach soll der Dachs raus, und die Tunnel aufgefräst und mit einer Betonmischung aufgefüllt werden. Wie genau die Vertreibung erfolgt, wurde noch nicht bekannt. Möglicherweise wird die Rodung des Bahndammes die Dachse schon derart stören, dass sie von sich aus abwandern. Zumindest in Bad Dürkheim war das Anfang 2022 wohl der Fall. Nach der Rodung dort sind jedenfalls keine Dachse mehr in die aufgestellten Fallen gegangen. Da sich die Dachsbestände in Deutschland wieder erholt haben, dürfen die Tiere auch wieder bejagt werden, laut Landesjagdgesetz vom 1. September bis zum 31. Dezember.

Wohin die Dachse im Falle einer Vertreibung fliehen ist natürlich ungewiss. Der Bahndamm bei Frömern soll jedenfalls mit Stahlnetzen gegen eine erneute Dachsbesiedelung geschützt werden, sobald der Untergrund wieder stabil ist. Möglicherweise wird diese Maßnahme zukünftig an weiteren Bahnstrecken notwendig sein, vor allem dort, wo die Lebensbedingungen für Dachse so gut sind wie in Fröndenberg.