Die Landschaftsgestaltung hat sich im Lauf der Zeit immer mal wieder geändert, und je nach Bewirtschaftung war es schwierig oder einfacher für die Greifvögel, zu überleben. Derzeit fliegen alle Sympathien den auffälligen und lange vermissten Storchenpaaren zu. Andere Vogelarten sollte man deswegen aber nicht außer Acht lassen. Erst bei ausreichender Artenvielfalt kann man davon ausgehen, dass für alle Bewohner eines Ökosystems gute Bedingungen zum Überleben herrschen
Jens Brune ist Leiter der AG Greifvögel in der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft. Er macht darauf aufmerksam, dass neben den Störchen weitere interessante Vogelarten in Fröndenberg beheimatet sind. Vor allem die Kiebitzwiese, das offene Wasserloch dort, und die angrenzenden Flächen bieten ganzjährig eine gute Nahrungsgrundlage für viele Brutpaare und die Wiese liegt an der Zuglinie vieler Vögel, beispielsweise ziehender Kraniche und Rotmilane. Auch ein Seeadler, der größte deutsche Greifvogel — als Wappentier verewigt — hat schon einmal auf der Kiebitzwiese Rast gemacht, so Brune. Weitere Zahlen liefert er zu den ebenfalls hier ansässigen Baumfalken. Nur 600 Paare ihrer Art gibt es in ganz NRW.
Bruterfolge in Fröndenberg
Und: Seit vier bis fünf Jahren hat ein Schwarzmilanpaar Bruterfolge auf der Kiebitzwiese, während die Brut an neun weiteren Stellen der Umgebung in diesem Jahr gescheitert ist. Schwarzmilane sind die Greifvögel, die weltweit am häufigsten vorkommen. Die meisten von ihnen sind in Europa beheimatet, ein Großteil in Deutschland, aber in NRW gibt es erstaunlicherweise insgesamt nur rund 100 Brutpaare.
Etwas häufiger sind hier die Rotmilane, von denen in Fröndenberg drei oder vier Paare brüteten, vor allem im am Haarstrang. Fröndenberg ist eigentlich für diese eleganten Flieger zu waldreich. Der kleine, braungefärbte Bruder Schwarzmilan, bevorzugt Waldgebiete mit Wasserflächen, der etwas größere Rotmilan mit seiner markanten Färbung und der weißen Zeichnung an den Schwingen sowie dem gut erkennbar gegabelten Schwanz benötigt abwechslungsreiche Kulturlandschaft für den Fortbestand.
Für die zeitweise gute Bestandsentwicklung des Rotmilans war unter anderem die Landwirtschaft im Mittelgebirge verantwortlich, so Brune. Seitdem man die dortigen Wiesen fünfmal im Jahr mäht und das Gras zu Silage verarbeitet, ist sichergestellt, dass die Milane dort Futter finden.
Denn: Der rasante Flieger findet die Nahrung aus den Wiesen und Feldern nur bis zu einer Halmhöhe von 30 Zentimetern. Höher gewachsene Wiesen sind für ihn so unnütz wie Wüstenflächen.
Aas wird bevorzugt
Wer sich wegen der Milane um die Störche sorgt kann beruhigt sein: Der Rotmilan bevorzugt Aas als Nahrungsquelle. Und falls das fehlt, wird Jagd auf Mäuse gemacht, oder erstaunlicherweise auch mal auf Regenwürmer. Man kann sich kaum vorstellen, wie der Vogel aus der Höhe von 30 bis 50 Metern, in der er beim Suchflug kreist, noch einen Wurm ausmachen kann.
Zu Fuß sind die Milane nicht so gut unterwegs. Ihr Körperbau eignet sich nicht für Spaziergänge, im Gegensatz zu dem des Habichts oder Bussards. Der Rotmilan jagt sehr geschickt, aber fast immer im Flug. Bei Wanderflügen steigt seine Flughöhe sogar auf 300 Meter Höhe.
Und wenn die Vögel auf der Suche nach Artgenossen sind, die sich in der Umgebung aufhalten, können sie bis zu 600 Metern aufsteigen. Eigentlich sind die Rotmilane nämlich gesellig: Sie treffen sich gerne in Gruppen auf bestimmten Schlafbäumen. Und sie verständigen sich durch verschiedene Laute miteinander.
Nur während der Balz- und Brutphase im Frühjahr verscheuchen sie Rivalen durch ausdauernde Verfolgungsflüge. Falls es genügend Nahrung gibt, beanspruchen sie ansonsten kein eigenes Revier
Was Rotmilanen zu schaffen macht, sind ihre natürlichen Feinde: Uhu und Habicht, womöglich auch Waschbären. Eingriffe des Menschen in die Natur wiegen allerdings schwerer. Zum einen werden nach wie vor Greifvögel vergiftet, sowohl während ihres Zuges als auch hierzulande. Zum anderen melden Spaziergänger Funde toter Greifvögel unter Windrädern. Schutzmaßnahmen wie Antikollisionssysteme werden dort nicht flächendeckend angewendet.