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Bodenschichten mit Geschichte

Oberaden war rund vier Jahre lang Standort eines römischen Heerlagers. Das ist vor allem noch an Verfärbungen des Bodens zu erkennen. Immer, wenn ein größeres Bauprojekt im Ort ansteht, graben deswegen die Archäologen vor.

Dr. Eva Cichy und ihr Team rückten Anfang Oktober an der Mühlenstraße an, um das Gelände des geplanten Regenrückhaltebeckens auf archäologische Funde hin zu untersuchen. FOTO: STEPHANIE TATENHORST

Wegen der Starkregenereignisse, die klimabedingt künftig häufiger zu erwarten sind, werden vermehrt Regenrückhaltebecken angelegt. Auch in Oberaden ist dies geplant. Neben dem Becken soll dort künftig auch ein Pumpwerk dafür sorgen, dass es auch bei starken Regenfällen nicht zu Überflutungen kommt.

Aber bevor an der Mühlenstraße großflächig gebaut wird, schickte der LWL Anfang Oktober seine Archäologin Dr. Eva Gichy von der Außenstelle Olpe an die Lippe. Sie ließ dort mit einem Grabungsteam eine kleine Fläche abbaggern, und zwar schichtweise, um die Bodenstruktur nicht zu zerstören. Zwar fand sie mit ihrem Team auch etwas, nämlich eine Tonscherbe und ein Stück von einer Tonpfeife, aber für eine größere archäologische Untersuchung des Geländes reichten diese kleinen Fundstücke nicht aus - zumal sie vermutlich aus der Umgebung angeschwemmt wurden.

Dass der Boden in Oberaden so genau untersucht wird, hat seine Ursache vor allem in den spektakulären Entdeckungen eines fachkundigen Hobbyarchäologen.

Lehm als Konservator

Im Jahr 1905, fast 2000 Jahre, nachdem das Römerlager eingerichtet worden war, wurde es vom Pfarrer Otto Prein, der in Methler arbeitete, wieder entdeckt. Die Bodenbeschaffenheit aus Lehm machte die Relikte des Römerlagers haltbar.

Einige Funde verrieten dem Forscher und seinen späteren Kollegen, dass dort zeitweise um die 2000 römische Soldaten stationiert gewesen sein müssen, die von dort aus gegen die germanischen Sugambrer vorgingen, um zu verhindern, dass sie zu einer dauerhaften Gefahr für die Römer in Westfalen werden konnten.

Ein weiteres Bodendenkmal in Bergkamen ist die Königslandwehr. Diese ehemalige Wallanlage diente als Außengrenze der Grafschaft Mark und wurde anschließend von den preußischen Königen als Rechtsnachfolgern der Grafen übernommen. Landwehren sind vom 14. bis ins 17. Jahrhundert genutzt worden. Oft wurde ihre Wirkung noch durch ein- oder zweiseitige Gräben verstärkt.

Zuflucht hinter Erdwällen

Noch älter als die Königslandwehr ist die Wallburganlage Bumannsburg in Bergkamen-Rünthe. Sie stammt bereits aus den Jahrzehnten um 770 nach Christus. Zunächst hatte man sie ebenfalls für ein Römerlager gehalten, fand aber keine entsprechenden Relikte. Durch Pollenanalysen wurde die Nutzung des Geländes in verschiedene Phasen eingeteilt und man kam der Geschichte so auf die Spur.

Man geht davon aus, dass die Bumannsburg zunächst militärisch genutzt wurde, womöglich zur Zeit der Sachsenkriege Karls Karls des Großen, und sie später, im 13. Jahrhundert, der Bevölkerung als Zufluchtsort diente.