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Youssoufa Moukoko: ,,Ich will immer neue und mehr Rekorde"

Mit gerade einmal 18 Jahren kann BVB-Profi Youssoufa Moukoko am Samstag Deutscher Meister werden. Im M Exklusiv-Interview spricht er über Edin Terzic, eine mögliche Meisterfeier am Borsigplatz und warum es für ihn wichtig ist, immer der Mensch Youssoufa zu bleiben.

Als 16-Jähriger haben Sie mal auf der Südtribüne gestanden und erlebt, wie es ist, wenn ein Tor fällt und wie die Fans ausrasten. Wie waren Ihre Eindrücke?

Ich war damals überrascht, wie intenmitfiebern mit Bosiv die Menschen russia Dortmund. Wenn dort alle tanzen und hüpfen denkst du, das komplette Stadion steht Kopf, inklusive Bierdusche und allem. Für mich war das ein unfassbares Erlebnis. Ich habe sehr viel von diesen Emotionen mitgenommen und wollte das unbedingt wieder erleben - dann aber von der anderen Seite, auf dem Feld.

Können Sie sich auch nur annähernd ausmalen, was passiert, wenn der BVB gegen Mainz im eigenen Stadion Deutscher Meister würde?

Ich glaube, dann drehen alle durch, dann ist ganz Dortmund schwarzgelb. Aber: Wir müssen auf uns schauen und erstmal unsere Aufgabe erledigen, damit wir dann anschließend hoffentlich mit der Schale um den Borsigplatz fahren können.

Sie haben es angesprochen: Seit Anfang des Jahres läuft es überwiegend sehr gut. Warum?

Was genau Edin Terzic und sein Trainerteam da ausgetüftelt haben, kann ich nicht sagen. Es funktioniert auf jeden Fall. 2023 haben wir europaweit die meisten Tore geschossen, das musst du erstmal schaffen. Jetzt kämpfen wir bis zum Ende.

Der Unterschied zwischen Dezember und Mai ist immens, sowohl fußballerisch als auch in der Gefühlslage. Was hat diese Veränderung bewirkt?

Entscheidend war unter anderem, dass wir gemerkt haben, dass einzelne Spieler nicht alleine gewinnen können. Seit Januar treten wir noch mehr als Mannschaft auf, alle arbeiten füreinander. Das Training ist viel intensiver geworden, weil Verletzte und Erkrankte zurückgekehrt sind und jeder um seinen Platz kämpft. Da sieht man dann unsere brutale Qualität. Jeder fordert sich und die anderen heraus.

Talent allein reicht nicht, nur gepaart mit dem unbedingten Willen wird man zum Qualitätsspieler - hat Klubchef Hans-Joachim Watzke gesagt. Hat die Mannschaft das verinnerlicht?

Ja. Ich nenne ein Beispiel: Vor und nach dem Training ist unser Fitnessraum in diesem Jahr voll. Alle ziehen mit und schieben Extraschichten, um topfit zu sein für die nächsten Spiele und um verletzungsfrei zu bleiben. Was Aki Watzke und auch Edin gesagt haben, haben alle verinnerlicht. Wenn jeder mehr macht, profitieren alle davon.

Und mittendrin Youssoufa Moukoko. Jüngster Bundesliga-Spieler aller Zeiten mit 16 Jahren und einem Tag, jüngster Bundesliga-Torschütze, jüngster Spieler mit 50 Bundesliga-Einsätzen. Ein Rekord folgte nach dem anderen. Was bedeuten Ihnen solche Bestmarken?

Ich lese das in den Medien, oder die Familie und Freunde schicken mir solche Statistiken. Ich will immer neue und mehr Rekorde brechen, dazu sind Rekorde da. Das motiviert mich. Ich will der Beste werden, der ich sein kann. Und da gehören solche Zahlen dazu.

Was waren denn die wichtigsten Erfahrungen, als Sie nach dem Spaziergang durch die Junioren-Jahrgänge erstmals an Grenzen gestoßen sind?

Der Weg aus der Jugend zu den Profis war schwer, und er ist es immer noch.

Inwiefern?

Ich musste mir den Respekt der Mitspieler erstmal erarbeiten. Das hat Edin auch zu mir gesagt, als ich nach den ersten Einheiten mal rumgeheult habe, dass ich keine Bälle zugespielt bekomme. Durch gute Aktionen im Training hat sich das Vertrauen der Jungs in mich gesteigert. Inzwischen weiß jeder, was ich kann. Und jeder weiß auch, was ich nicht kann. Dieser Übergang in den Profibereich war sehr schwer. Fußballerisch war ich bereit, denke ich. Aber körperlich war ich damals mit 16 Jahren noch nicht bereit für Profifußball. In der Bundesliga triffst du nur auf Gegenspieler, die zu den Besten auf ihren Positionen gehören. Da musst du dich durchsetzen. Einige wenige Nachwuchsspieler schaffen es direkt, andere brauchen zwei, drei Jahre. Und viele sehr gute Juniorenspieler schaffen es am Ende gar nicht. Ich sage mir: Es zählt nicht, wie schnell du nach oben kommst, sondern wie weit du es bringst.

Sie wurden lange als ,,Wunderkind" gefeiert, es gab eine riesige Erwartungshaltung. Wie blicken Sie zurück auf diese Zeit?

Die Erwartungshaltung war viel zu hoch. In der Juniorenzeit haben die Leute immer gelesen, dass Moukoko wieder drei oder vier Tore geschossen hat. Aber: Heute zählt das gar nichts mehr! Ich mache mir deswegen auch keinen Druck. Sehr viele Spieler wären gerne an meiner Stelle. Ich tue alles dafür, um besser zu werden, arbeite auch zuhause an meiner Fitness, um in den Zweikämpfen gegen diese wuchtigen Verteidiger mithalten zu können. Ich werde vom Körper her kein Typ wie Sebastien Haller oder Erling Haaland, ich bin kleiner. Aber die kleineren Spieler können auch Tore schießen, wenn sie es geschickt anstellen.

Wie meinen Sie das?

Ich musste erst lernen, wie man in der Bundesliga erfolgreich spielt. Da konnte ich nicht mehr ab der Mittellinie loslaufen, dribbeln und schießen. Ich muss mich in allen Spielsituationen behaupten können und im Strafraum zur Stelle sein, wenn die Jungs die Chancen auflegen. Ich sage immer, sie servieren Nachtisch (lacht).

Und wer macht den besten Nachtisch?

Marco Reus gehört bestimmt dazu, auch Raphael Guerreiro liefert super Vorlagen.

Wie bewerten Sie Ihre Saison?

Ich habe nicht meine beste Saison gespielt, das weiß ich. Aber ich sage: die wird noch kommen. Ich bin jung, ich bin hungrig und fest davon überzeugt, dass ich irgendwann mal 25 oder 30 Tore schießen werde. Ich glaube an meine Qualitäten.

Was sind diese Qualitäten Ihrer Meinung nach?

Vor dem Tor bin ich schnell und wendig, ich habe diesen gewissen Torjäger-Instinkt und einen guten Abschluss. Aber in der Bundesliga kommt man nicht so oft frei zum Schuss. Deswegen trainiere ich nach den Einheiten noch mit Armin (Co-Trainer Reutershahn, Anm. d. Red.).

Sie haben die Entwicklung als Achterbahnfahrt beschrieben. Was waren Höhe- und Tiefpunkte?

Ich habe mich vor dieser Saison in Afrika bestmöglich vorbereitet. Als wir im Sommer in die Vorbereitung gestartet sind, hatte ich Top-Laktatwerte. Dann saß ich längere Zeit erstmal auf der Bank, weil wir einen groß gewachsenen Stürmer vorne haben wollten. Als meine Chance kam, habe ich sie genutzt, denke ich. Aber im Fußball geht alles schnell: Heute bist du oben, dann bist du unten. Irgendwann kam das Theater um meine Vertragsverlängerung. Natürlich macht das etwas mit einem Spieler, natürlich denkt man darüber nach. Dann kamen im Januar zwei schwächere Spiele von mir und zeitgleich kam Sebastien Haller zurück. So läuft das im Profifußball: Wenn einer seine Chance nicht nutzt, wartet schon der nächste. Haller hat das sehr gut gemacht.

In der Hinrunde waren Sie nach einigen Wochen Stammspieler und Toptorjäger, in der Rückrunde nur Stürmer Nummer zwei. Wie nehmen Sie diese Rolle wahr?

Ich bin nicht zufrieden damit, immer nur eingewechselt zu werden. So war ich schon immer. Doch meine Zeit wird kommen. Deswegen trainiere ich so gut wie möglich und bereite dem Trainer hoffentlich Kopfschmerzen, wenn er überlegen muss, wer in der Startelf steht. Wir sprechen auch offen darüber, wo ich mich noch verbessern muss.

Zum Beispiel?

In der Luft. Ich bin nicht der größte Fußballer, wie gesagt, aber auch mein Timing beim Springen muss besser werden. Und wie Seb' gegen die Innenverteidiger arbeitet, wie er den Ball vor ihnen abschirmt: Da kann ich mir noch einiges abschauen.

Wer gehört von den älteren Spielern zu deinen wichtigsten Ansprechpartnern?

Mats Hummels und Marco Reus vor allem, da hole ich mir Ratschläge. Sie geben mir die Rückmeldung nicht als pauschale Kritik, sondern sie zeigen mir Möglichkeiten und Wege auf, die besser funktionieren können. Das hilft mir sehr.

Wie oft schauen Sie sich Ihre Tore an, und wie oft die vergebenen Chancen?

Die Tore schaue ich mir nach den Spielen einmal an. Die vergebenen Chancen analysieren wir mit dem Trainerteam. Dann gehöre ich zu den Ersten, die am nächsten Morgen an die Tür der Trainerkabine klopfen.

Was lernen Sie dann?

Zum Beispiel habe ich nach dem Spiel in Bochum gelernt, dass ich bei der Großchance kurz vor Schluss einfach den rechten Fuß nehmen muss. Aber so ist das im Fußball: Manchmal klappt nichts. Und manchmal triffst du den Ball gar nicht richtig und er geht trotzdem rein (lacht).

Sie feiern Ihre Tore sehr ausgelassen: Beschreiben Sie mal den Moment!

Tore zu schießen ist das Schwierigste im Fußball. Wenn du dann mal triffst, musst du es auch feiern. Ich raste dann aus, die Fans auch. Ich liebe diese Momente! Gelangweilt zur Mittellinie zurücktraben? Das könnte ich nicht.

Was bedeutet der Jubel mit dem ausgestreckten linken Arm und der rechten Hand am Kopf?

Diese Szene stammt aus einer Comicserie, die ich früher gerne geschaut habe, Son Goku!

Eine besondere Erfahrung gab es im vergangenen Herbst. Da gab es einen Anruf von Bundestrainer Hansi Flick. Wussten Sie gleich, wer dran war?

Ich war gerade beim Training und eine unbekannte Nummer hat mich angerufen. Da habe ich mir gedacht: „Soll ich da jetzt drangehen?" Wenn ich die Nummer nicht kenne, bin ich meist vorsichtig, weil ich in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gemacht habe. Also habe ich eine Nachricht geschrieben und gefragt: „Wer sind Sie?" Daraufhin kam noch mal ein Anruf, ich habe ihn wieder weggedrückt. Dann kam eine Nachricht: ,,Du solltest besser rangehen.“ Dann dachte ich mir: ,,Okay, vielleicht ist das wirklich wichtig." Also habe ich dann doch zurückgerufen und der Bundestrainer hat gesagt: „Hier ist Hansi." Puh, ich war dann erst mal eine Minute lang still. Er hat gefragt: „Bist du noch da? Du sagst ja gar nichts mehr."

Was ist dann passiert?

Wir haben geredet und uns ausgetauscht. Hansi Flick hat mir gesagt, dass er meine Leistungen genau verfolgt hat und es passieren könnte, dass ich für die WM nominiert werde. Es seien noch Plätze offen. Er hat mir gesagt, ich solle so weitermachen. Ein paar Tage später kam dann die Zusage. Als er mir gesagt hat, ich sei in Katar dabei, war ich wieder sprachlos. Ich war so glücklich, habe sofort meine Familie informiert. Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben.

Kurz darauf haben Sie im Testspiel gegen den Oman Ihr Debüt für die A-Nationalmannschaft gegeben und auch bei der WM in Katar für Deutschland auf dem Platz gestanden. Wie haben Sie diese Momente erlebt?

Es waren Gänsehautmomente. Die gesamte WM war eine tolle Erfahrung für mich. Ich habe dadurch meine Mitspieler in der Nationalmannschaft besser kennengelernt. Mit Antonio Rüdiger war ich viel zusammen, er ist ein lustiger Kerl. Wir haben auch über seine Vergangenheit beim BVB gequatscht. Thomas Müller macht auch ständig Witze, egal wo er gerade ist. Das war sehr cool. Beeindruckend und ein wenig einschüchternd war auch meine erste Pressekonferenz beim DFB. Da waren so viele Kameras und so viele Menschen, vor denen ich noch nie zuvor gesprochen hatte. Es war sehr spannend, all die Abläufe kennenzulernen. Dass ich dann auch noch gegen Japan eingewechselt wurde, war natürlich großartig. Ich hatte darauf gehofft, aber ich bin nicht nach Katar geflogen mit dem Anspruch, in der Startelf zu spielen. Ich wollte es einfach genießen und lernen. Denn in einem Jahr ist die EM bei uns in Deutschland.

Schielen Sie schon ein wenig auf die EM 2024 im eigenen Land?

Ja, die EM habe ich im Hinterkopf, aber ich muss erst mal meine Leistung bringen. Das habe ich mir auch fest vorgenommen. Am Ende werden wir sehen, ob es wieder für eine Nominierung reicht.

Wie sieht Hansi Flick Ihre Rolle aktuell und wie perspektivisch?

Wir haben zuletzt nochmal telefoniert und er hat mir gesagt, dass meine Verletzung (Anriss der Syndesmose im Februar, Anm. d. Red.) zum falschen Zeitpunkt gekommen ist, weil ich richtig gut drauf und extrem fit war. Die Verletzung wirft dich immer ein Stück zurück, weil es einige Zeit braucht, bis du wieder deine Topform hast. Der Bundestrainer hat mir geraten, so viel wie möglich zu spielen und dann sehen wir weiter.

Wäre die U21-EM im Juni für Sie eine Option?

Ja, im Prinzip schon, wenn ich eingeladen werde. Aber ich möchte topfit sein beim Trainingsstart beim BVB und da könnte es von Nachteil sein, wenn ich durch das Turnier erst verspätet in die Vorbereitung einsteige. Wir müssen da noch abwarten.

In Deutschland gibt es seit Jahren nur wenige Mittelstürmer. Warum ist das so? Haben Sie dafür einen Erklärungsansatz?

Diese Diskussion wird ja schon seit einiger Zeit geführt, aber ich bin der Ansicht, dass man nicht unbedingt immer einen echten Neuner braucht, um Tore zu erzielen. Wenn man allein hier beim BVB zurückblickt, war Paco Alcacer in der Zeit von Lucien Favre auch nicht der klassische Mittelstürmer, der die Tore reihenweise per Kopf gemacht hat. Er war mit dem Fuß unfassbar stark. Wenn ein Neuner da ist, dann ist das schon gut. Aber falls nicht, dann findest du andere Wege. Schaut euch mal ManCity unter Pep Guardiola an, bevor Erling Haaland da war: Die haben letztes Jahr auch ohne Mittelstürmer gespielt und trotzdem über 100 Tore geschossen.

Welche Stürmer sind Ihre Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?

Ich schaue vor allem nach Spielern, die mir von der körperlichen Statur her ähneln. Ich orientiere mich zum Beispiel an Spielern wie Sergio Agüero oder Lautaro Martinez. Ich achte darauf, wie sie sich im Zweikampf mit dem Gegner behaupten, wie sie den Körper reinstellen und wie sie sich bewegen.

War Ihnen immer klar, dass Sie Stürmer werden möchten?

Nein, bei St. Pauli und auch hier in Dortmund war ich früher Außenspieler. Weil ich nicht vernünftig mit nach hinten gearbeitet habe, hat man mich beim BVB in der U17 als Stürmer nach vorne gestellt.

Sie haben das Thema eben schon selbst angesprochen: Wie haben Sie die Diskussionen um Ihre Zukunft erlebt, als es um die Vertragsverlängerung ging?

Ich habe mich gewundert, wie negativ über mich berichtet wurde. Es wurden medial einige Lügen über mich verbreitet. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie der Verein mit mir plant, welche Spielanteile ich künftig haben würde, wenn wir weiterhin nur mit einer Spitze spielen und Sebastien Haller wieder fit ist. Natürlich waren auch andere Vereine interessiert, die mit zwei Stürmern spielen und bei denen ich größere Chancen auf einen Stammplatz gehabt hätte. Aber meine Entscheidung stand eigentlich von Anfang an fest: Ich will hier in Dortmund spielen. Ich bin hier noch lange nicht fertig. Ich habe einen Trainer, der mir vertraut und der ehrlich zu mir ist.

Welche Rolle hat dieser gute Draht zu Edin Terzic und zu Sebastian Geppert für Ihren Verbleib beim BVB gespielt?

Neben meiner Familie waren Edin und Geppi ein wichtiger Teil meiner Entscheidung, weil die beiden einfach ehrlich mit mir umgehen. Ich habe schon ein paar Trainer erlebt, aber Edin ist komplett anders.

Was unterscheidet ihn von anderen?

Edin weiß, wie er mit Menschen sprechen muss, wenn es mal gerade nicht so funktioniert oder du wenig spielst. Er redet mit dir, sagt dir offen und ehrlich, wo deine Defizite sind. Wenn er sieht, dass du wirklich daran arbeitest, dann gibt er dir die Chance.

Sie haben Edin Terzic schon mal als Vaterfigur beschrieben. Was macht Ihre Beziehung zu ihm so besonders?

Ich glaube, es ist vor allem unsere Ehrlichkeit im Umgang miteinander und unser vertrauensvolles Verhältnis. Ein Beispiel: Nach meiner Verletzung habe ich vor dem Spiel gegen Union Berlin gesagt, dass ich mich noch nicht bei 100 Prozent sehe und ich der Mannschaft nicht so helfen kann, wie er sich das von mir wünscht. Ich habe ihm gesagt, dass es besser wäre, als Joker reinzukommen. Diese Ehrlichkeit macht unsere Beziehung so besonders.

Alle Trainer haben Sie als sehr fleißigen Spieler beschrieben. Doch der Körper ist das eine, das Mentale die andere Herausforderung. Wie würden Sie Ihre Arbeitseinstellung beschreiben?

Ich bin jemand, der einfach für sich in Ruhe im Dunkeln arbeitet, um dann später im Licht zu strahlen. Ich habe diesen Ehrgeiz, der Beste zu werden. Ich glaube: Harte Arbeit zahlt sich am Ende immer aus.

Und das Mentale? Wie gelingt es, sich im Kopf auf den Profifußball einzulassen, auf den Druck, auf die Ansprüche und auf den Konkurrenzkampf?

Dabei hilft mir vor allem, zwischendurch zur Ruhe zu kommen und abzuschalten. Ich bin niemand, der viel rausgeht. Ich gehe gerne in die Sauna oder fahre allein in die Natur. Auch Gespräche mit meiner Mutter helfen mir, ebenso wie meine Freunde und meine Gebete. Mentale Stärke hatte ich schon immer, auch schon in der Jugend. Der Fußball ist bei den Profis nicht anders, der Druck ist nur höher. Ich versuche einfach, der beste Fußballer zu sein, der ich sein kann.

Inwieweit hilft Ihnen die beschriebene Stärke, um schwierige Phasen wie etwa Ihre Verletzung zu überstehen? Und wer oder was gibt Ihnen zusätzlich Kraft?

Bei meiner ersten Verletzung (Riss der Syndesmose, Anm. d. Red.) habe ich zeitgleich mit Marcel Schmelzer meine Reha absolviert. Schmelle hat mir wichtige Tipps gegeben. Er hat damals gesagt: „Es ist nicht wichtig, wie schnell du zurückkommst. Es ist nur wichtig, wie lange du dann verletzungsfrei bleibst." In der Jugend war ich, glaube ich, nur einmal in fünf Jahren verletzt. Das kommt nicht von ungefähr. Aber mein Körper war damals, wie gesagt, einfach noch nicht bereit für die Bundesliga. Fußballerisch war ich vielleicht so weit, aber körperlich war ich es noch nicht. Mittlerweile bin ich es. Und wenn du trotzdem verletzt bist, musst du das einfach akzeptieren. Ich nehme das dann an und sage mir: „Ich will stärker zurückkommen." Am Ende liegt es an einem selbst, wie viel Motivation man hat, hart an sich zu arbeiten und fit zu werden.

Sie sind jung, haben schon viel erreicht und eine glänzende Perspektive vor sich. Gibt es Augenblicke, in denen Ihnen bewusst wird, dass Sie ihren Kindheitstraum leben und vor 80.000 Menschen Tore schießen können?

Ich bin nicht der Typ, der auf sich nur als Fußballprofi schaut. Ich will einfach dieser Mensch Youssoufa bleiben. Natürlich bin ich froh, Profi zu sein, auf dem Platz zu stehen, mit den Kollegen um drei Punkte zu kämpfen und damit noch Geld verdienen zu können. Aber Geld allein macht nicht glücklich. Ich glaube, unsere Menschlichkeit und die Art und Weise, wie wir sind, machen uns aus. Das sind die Dinge, die mich bodenständig bleiben lassen.

Von Jürgen Koers, Cedric Gebhardt und Florian Groeger