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Leonardo Dede - ,,Der BVB muss zugreifen"

Küsschen für die Schale: Dede bei der Meisterfeier 2011. FOTO IMAGO

Er weiß, wie es geht: Dede (45) ist mit Borussia Dortmund zweimal (2002 und 2011) Deutscher Meister geworden. 2002 war der frühere Linksverteidiger zusammen mit Amoroso und Ewerthon Teil der legendären BVB-Brasilianer-Clique. Neun Jahre später lief ihm zwar Marcel Schmelzer sportlich den Rang ab, dennoch war die herzensgute Frohnatur wichtiger Teil der Kabine und verabschiedete sich im Rahmen der Meisterfeier nach 13 Jahren bei der Borussia tränenreich.

Im Interview mit den Ruhr Nachrichten sagt die BVB-Legende, worauf es am Samstag (15.30 Uhr, live auf Sky) gegen Mainz ankommt, welchem Borussen er den Titel am meisten gönnt und wer sein Spieler der Saison ist.

Der BVB steht kurz vor dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Worauf muss die Mannschaft gegen Mainz am meisten achten?

Die Jungs sollten ihren Fußball spielen und immer ruhig bleiben. Sie sind gut drauf und können deshalb selbstbewusst aufspielen. Auch ein Gegentor darf sie nicht aus dem Konzept bringen.

Sollte BVB-Trainer Edin Terzic etwas am Ablauf ändern?

Nein, ganz sicher nicht. Wichtig ist, dass die Trainer möglichst viel Ruhe ausstrahlen. Die Spieler werden ohnehin schon nervös genug sein.

Waren Sie vor Ihren entscheidenden Spielen aufgeregt?

Oh ja, total!

Gibt es ein Rezept gegen die Nervosität?

Ich konnte da leider gar nichts machen. Aber das war mehr in den Tagen davor und beim Aufwärmen. Als das Spiel angepfiffen wurde, habe ich die Nervosität halbwegs ausblenden können.

Welche Tipps geben Sie der Mannschaft für die Partie gegen Mainz mit?

Einfach Spaß haben und an sich glauben auch dann, wenn es nicht so gut läuft. 2002 lagen wir im entscheidenden Spiel gegen Bremen zurück, waren nervös. Aber wir haben an uns geglaubt, uns auf die einfachen Dinge konzentriert. Ich bin mir sicher, dass es Samstag mit der Meisterschaft klappt.

Warum?

Die Entwicklung spricht für den BVB. Im Winter hat keiner mehr an den Titel geglaubt. Dann spielen die Jungs eine Rückrunde, das ist unglaublich. Wenn die Bayern es nicht wollen, müssen sie zugreifen!

Gibt es einen Spieler, dem Sie es am meisten gönnen?

Marco Reus, er ist ein Dortmunder durch und durch. Ich würde ihm die Meisterschaft von ganzem Herzen gönnen. Aber auch Edin Terzic und Sebastian Kehl sind Vollblut-Borussen, beide verkörpern den Verein. Für alle drei dürfte der Titel etwas ganz Besonderes sein. Aber man muss auch sagen, dass es die gesamte Mannschaft verdient hat, jeder hat seinen Anteil daran.

Wer ist Ihrer Meinung nach der wichtigste Spieler im Kader?

Auch da fällt es mir schwer, nur einen Namen zu nennen. Aber wie stark Sebastien Haller nach seinem Kampf gegen den Krebs gerade spielt, ist herausragend.

Wo werden Sie die Partie am Samstag verfolgen?

Im Stadion, dort sitze ich auf der Westtribüne im Block 26. Und nach dem Spiel stürme ich auf den Platz (lacht). Nein, kleiner Spaß, natürlich nicht.

Werden Sie den Gewinn der Schale mit der Mannschaft feiern?

Nein, nicht direkt, dieser Abend gebührt allein dem Team.

Sie haben den Titel mit dem BVB 2002 und 2011 geholt. Welche Meisterschaft war emotionaler?

Das ist ganz schwierig, es waren zwei völlig unterschiedliche Meisterschaften. 2002 war mein erster Titel, dazu war ich Stammspieler. 2011 habe dagegen nicht so viel gespielt, es war aber mein Abschiedsjahr. Was da passiert ist, kann ich selbst heute kaum in Worte fassen. Die Leute haben mich so lange gefeiert, es war unfassbar emotional.

Jürgen Klopp, Meistertrainer von 2011, gilt als exzellenter Motivator. Wie sah seine Ansprache vor dem entscheidenden Spiel gegen Nürnberg aus?

Die war gar nicht so besonders, wenn ich mich richtig erinnere. Er meinte nur, wir sollen unsere Chance nutzen. Das liegt aber auch daran, dass seine Ansprachen die gesamte Saison unglaublich gut waren. Er ist in unsere Köpfe gekommen.

Welcher Augenblick bei der Meisterfeier war für Sie am Ende legendär?

Jede Sekunde! Ich kann mich noch an die glücklichen Gesichter erinnern, in die ich vom Truck aus bei der Fahrt rund um den Borsigplatz geblickt habe. Das werde ich nie vergessen.

Haben Sie mit den Meisterspielern noch Kontakt?

Man sieht sich bei BVB-Terminen immer mal wieder. Mit Mats Hummels gehe ich hin und wieder mal Essen. Er ist der beste Innenverteidiger, den ich je gesehen habe.

Was zeichnet Mats Hummels denn aus?

Seine Tacklings, seine Präsenz, wie er mit dem Ball umgeht, das ist absolute Klasse. Auch sein Charakter ist herausragend. Wenn er mal nicht gespielt hat, hat er sich nicht beschwert, sondern stand voll hinter der Mannschaft.

Von Martin Bytomski