Klempner oder Elektriker wäre Sven Kössendrup geworden, wenn er auf seine Familie gehört hätte, doch der 21-Jährige hat sich für die Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik entschieden. Zum Glück, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn in diesem Beruf fühlt er sich rundum wohl.
„Ich finde die Abwechslung super gut. Bei einem Kunden bauen wir eine neue Heizungsanlage ein oder sanieren ein Bad, beim nächsten warten wir die Klimaanlage oder reparieren einen Heizkörper. Mal sind wir in Neubauten unterwegs, dann wieder steht eine Altbausanierung an, in der einen Woche arbeiten wir in einem Privathaushalt, in der nächsten für einen großen Bauträger“, erzählt der Geselle aus Werne.
Sein Vater ist Schreiner, sein Opa hat als Maurer gearbeitet. Mit beiden hat er in der Kindheit schon viel zusammen gebaut, daher war für den früheren Sekundarschüler schon früh klar, dass auch er etwas Handwerkliches lernen möchte.
Im August 2019 hat er die Ausbildung bei der Brochtrop & Haselhoff GmbH begonnen, im Februar dieses Jahres hat er Bescheid bekommen, dass er die Prüfung bestanden und damit die dreieinhalbjährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat - als Bester seines Fachs. „In der praktischen Prüfung musste ich eine Heizungsanlage mit einem Warmwasserspeicher im Durchlaufprinzip installieren“, erinnert sich Sven Kössendrup.
Zu Beginn der Ausbildung spezialisieren sich die Nachwuchs-Anlagenmechaniker auf einen der vier Schwerpunkte Wassertechnik, Wärmetechnik, Klimatechnik oder Erneuerbare Energie / Umwelttechnik. Die verschiedenen Schwerpunkte sind die Folge der Zusammenlegung der Berufe Gas- und Wasserinstallateur, Heizungs- und Lüftungsbauer (auch Zentralheizungs- und Lüftungsbauers). Außerdem lernen die Azubis noch einiges über Elektrotechnik, denn in der Ausbildung des Anlagenmechanikers ist die Ausbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten integriert. Das betrifft beispielsweise den Stromkreis ab der Unterverteilung bis zu einer Heizkreispumpe.
Auf die Frage, was angehende Anlagenmechaniker mitbringen sollten, antwortet Sven Kössendrup spontan: „Handwerkliches Geschick, Spaß an der körperlichen Arbeit und logisches Denken.“ Letzteres sei unter anderem dann wichtig, wenn es darum gehe, Leitungen sinnvoll zu verlegen. „Wenn ich Leitungen verlege, muss ich erst mal schauen, wo die Vorlaufleitung ist, damit ich mir überlegen kann, wo ich die Leitungen langlaufen lasse, damit sie sich nicht in die Quere kommen.“
Gelernt habe er viel auf den Baustellen, aber auch in der Berufsschule und während der überbetrieblichen Ausbildung im Berufsbildungszentrum der Kreishandwerkerschaft HellwegLippe in Soest. Das waren insgesamt 14 Blöcke zu verschiedenen Themen - vom Schweißen über die Elektrotechnik bis hin zur Regelungstechnik.
Überrascht hat den Anlagenmechaniker die Vielfalt seines Berufs. „Damit habe ich absolut nicht gerechnet, zumal auch sehr komplexe Sachen dabei sind, in die man sich erst mal reindenken muss.“ Mittlerweile arbeitet der 21-Jährige viel selbstständig, schätzt aber auch das entspannte Klima und die gute Zusammenarbeit im Team. Da dieses noch verstärkt werden soll, ist die Brochtrop & Haselhoff GmbH derzeit auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern. Wer in den Betrieb oder den Beruf erst einmal hineinschnuppern möchte, kann dies sehr gut im Rahmen eines Praktikums machen.
Hoch spezialisiertes Wissen
Drei Antworten von Frank Heidemann, stellv. Obermeister der Innung für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik Unna
Ich bin Handwerker, weil ...
Frank Heidemann: ...es meine Leidenschaft ist technische und kaufmännische Lösungen zu finden und ich mit meinen Mitarbeitern im Team unsere Kunden begeistern kann.
Mein Lieblings-Werkzeug ist..
Heidemann: ...die Pumpenzange, weil es ein Allzweck-Werkzeug ist für die Umsetzung unserer technischen Konzepte.
Im SHK-Handwerk können junge Menschen in 5 oder 10 Jahren...?
Heidemann: ...den nachhaltig den größten Einfluss auf die Umsetzung des Klimaschutzes haben, ein hoch spezialisiertes Fachwissen haben, eine große Wertschätzung für Ihre handwerkliche Arbeit erfahren und einen konkurrenzlosen Arbeitsplatz erwarten können.
Noch mehr Infos
Jens Mayer, Ausbildungs-Coach bei der Kreishandwerkerschaft Hellweg-Lippe, steht für weitere Fragen zur Berufsausbildung in den Handwerken des Baugewerbes am Montag, 5. Juni, in der Zeit von 17.30 bis 19 Uhr unter der Rufnummer 02921/892-232 zur Verfügung.
Freie Praktikums- und Ausbildungsstellen in den Handwerksbetrieben in der Stadt Hamm sowie den Kreisen Soest und Unna finden Sie jederzeit im Internet unter www.kh-hl.de/ausbildungsboerse/angebotefinden.
Für Jugendliche lohnt sich zudem ein Blick in die App „PASST!“ der Kreishandwerkerschaft.
Weitere Infos gibt es online auf traumberufe-nrw.de.
Über den QR-Code gelangt man bequem auf die Seite.
Infos zur Ausbildung
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
Monatliche Vergütung:
1. Jahr: 780 Euro
2. Jahr: 806 Euro
3. Jahr: 901 Euro
4. Jahr: 958 Euro
Abgeschlossene Ausbildungsverträge in 2022: 48
Insgesamt in Ausbildung: 171
Berufsschulstandort: Unna und Werne
Aktuell hat die Innung für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik Unna 111 Mitgliedsbetriebe in ihren Reihen.
Wie der Name schon sagt, sind Anlagenmechaniker/-innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik für den gesamten Sanitärbereich zuständig. Sie montieren auch Heizungssysteme, Solaranlagen, Holzpellet-Anlagen, Wärmepumpen usw. Nach der Montage prüfen sie diese und stellen den optimalen Energieverbrauch ein. Sie installieren auch Gebäudemanagementsysteme und sind in der Energieberatung tätig.
Der Beruf wird in folgenden Einsatzgebieten ausgebildet:
Sanitärtechnik
Heizungstechnik
Lüftungs- und Klimatechnik
Erneuerbare Energien
Umwelttechnik
www.zeitzustarten.de