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Das Museum Lünen zieht um

Umzug in die sanierte Villa Urbahn und den neuen Anbau in der Stadtmitte: Museumsleiterin Dr. Katja Stromberg erzählt von den Plänen für 2025 und den Aktionen in der Zeit ohne Haus.

Neue Heimat für das Museum: Die Visualisierung aus 2018 zeigt die sanierte Villa Urbahn und den neuen Anbau. FOTO (A) WEIS WESSEL KIRCHNER ARCHITEKTEN

Frau Dr. Stromberg, wie geht es Ihnen?

Es kribbelt. Am 3. Juni geht es offiziell los. Dann kommt das Umzugsunternehmen und wird voraussichtlich in der ersten Juni-Hälfte alles umziehen. Wir hoffen, dass vor allem das Wetter mitspielt.

Wie stellen Sie sich die Museumsarbeit am neuen Standort vor?


Es soll ein Museum für alle werden. Es ist inklusiv, integrativ und niedrigschwellig. Da ist automatisch eine Schwelle, da ist eine Tür, da sitzt jemand an der Kasse und da steht „Museum“ drüber. Aber die Frage „Kann/Darf ich da rein?“, die soll gar nicht erst aufkommen. Deshalb werden wir viele Mitmachaktionen anbieten. Das Museum der Stadt Lünen ist ein Museum für die Lünerinnen und Lüner, als Ort der Begegnung auch Ort der Identifikation und Ort der Stadtgeschichte.

„Staubtrockene“ Stadtgeschichte vermitteln wir auch, aber eben nicht so, wie man es erwartet, sondern anders. Wir wollen ein Haus bieten, das möglichst offen, barrierefrei und mit vielen Sinnen erfahrbar ist. Angefangen von der Tastleitlinie, die vorne an der Bushaltestelle verläuft, die nehmen wir auf, sie führt durchs ganze Haus. Und die nutzen wir dann doppelt, um allen Besuchern deutlich zu machen, hier kann man sich entlang bewegen. So wird aus einer notwendigen Hilfe eine Orientierung für alle.

Museumsleiterin Dr. Katja Stromberg. FOTO RENE GOLZ
Museumsleiterin Dr. Katja Stromberg. FOTO RENE GOLZ

Noch vor der Kasse planen wir eine Willkommenseinheit. Hier gibt es Informationen auf dem Bildschirm, die kann man sich auch anhören. Und hier gibt es ein Tastmodell des Hauses. Da sind auch Sitzmöbel zum Ausruhen. Und in dem Raum läuft eine große Videoinstallation mit dem Titel „Lünen im Fluss“. Das sind fünf kurze Themenfilme, im Mittelpunkt stehen immer die Lippe und die Stadtgeschichte. Und das geht dann tatsächlich bis ins heute, in zwei, drei Minuten.

Gibt es auch die Möglichkeit, selbst etwas beizusteuern, um diesen Film sozusagen fortzuschreiben?

Nicht konkret im Film, sondern an anderer Stelle. Auf einem Zeitstrahl werden sieben Lünen-Momente dargestellt, mal mit einem Exponat, mal mit einem Foto. In einer öffentlichen Aktion haben wir 14 Lünen-Momente rausgesucht und zur Auswahl gestellt. Und die Menschen sollten abstimmen und auch ihre eigenen Lünen-Momente einbringen.

Und die Live-Abstimmung hat gut funktioniert?

Sie hat gut funktioniert, ja. Das ging über drei Tage im sogenannten Museumstest in der Innenstadt.

Dann gibt es eine Vitrinenkombination, die nennt sich „Lünen-Fenster“. Das ist eine Vitrine, die nicht wir als Museum bestücken, sondern Menschen aus Lünen. Gruppen, Schulklassen, die Lüner Feuerwehr oder der Schützenverein. Wir leiten an und stellen auch zusätzliche Exponate zur Verfügung, wenn das gewünscht ist. Aber die Inhalte erarbeiten die Gruppen selbst. Sie können die Vitrine für sechs bis acht Wochen kostenlos mieten. Unser Ziel ist es auch hier, neue Besuchergruppen zu erreichen.

Was bieten Sie sonst noch an?

Wir werden eine „Lünen-Galerie“ in die Dauerausstellung integrieren. Das ist eine interaktive Medienstation. Dort werden prominente Lünerinnen und Lüner vorgestellt. Und die Besucherinnen und Besucher können vor Ort ein Foto von sich machen, es kommentieren und hochladen. Das Foto wird in einen Scherenschnitt umgewandelt.

Wie wird die Dauerausstellung strukturiert sein?

Es gibt einzelne Ausstellungseinheiten zur Lüner Stadtgeschichte. Zum Thema „Arbeiten in Lünen“ werden Lüner Betriebe vorgestellt, historische, aber auch zeitgenössische. Aktuell führe ich dazu Interviews mit Zeitzeugen. Dann gibt es eine Ausstellungseinheit, die sich mit der Wohnkultur beschäftigt. Hier zeigen wir Puppenstuben, Geschirr, Porzellan, Keramik, immer begleitet mit der Frage: Ist das schön?“ Der Wohnkultur-Raum wird auch als Trauzimmer genutzt. Auf dem Trautisch steht ein digitales Hochzeitsbuch, in das Sie Ihre eigenen Hochzeitsfotos einspielen können.

Ein weiterer Raum beschäftigt sich mit dem Thema „Familien in Lünen“. Wie vernetzen sich Familien mit der Stadt? Die Exponate sind aus unserem Sammlungsbestand der Familie Waldschmidt. Die Familie ist sehr eng mit dem Haus verbunden. Mit der Familie kann man Stadtgeschichte erzählen, seit der erste Waldschmidt 1800 nach Lünen kam.

Eingepackt und beschriftet: Der Umzug kann losgehen. FOTO MUSEUM DER STADT LÜNEN
Eingepackt und beschriftet: Der Umzug kann losgehen. FOTO MUSEUM DER STADT LÜNEN

In jeder Ausstellungseinheit steht eine Aktivbank. Hier kann man sich ausruhen, aber auch anfassen, ausprobieren und mitmachen.

Ein 30-sekündiges Video im TikTok-Stil gibt in jedem Raum einen Überblick. Für weitergehende Einblicke können die Besucher auch einen Vertiefungsfilm anfordern. Die Filme wird es auch in Englisch und in deutscher Gebärdensprache geben. Und künftig auch als Kinderspur.

Im Keller des Neubaus sind die Lüner Schätze, die Museumsschätze, versammelt. Dazu gehört auch das schwerste Exponat, das wir überhaupt besitzen. Es handelt sich um einen Geldschrank, der in den 1880er-Jahren von der Firma Habs in Lünen hergestellt wurde. Er wiegt 1500 Kilogramm und ist aufgrund seiner Größe und seines Gewichtes bereits im vergangenen Jahr an den neuen Standort umgezogen. 

Im Obergeschoss der historischen Villa gibt es künftig einen großen Raum für Museumspädagogik. Dort werden Kurse, Ferienprogramme, Kindergeburtstage, aber auch zum Beispiel Workshops mit Menschen mit Demenzerkrankungen stattfinden. Und wir werden diese Angebote auch im Museumsgarten stattfinden lassen, dann gibt es ein „grünes Klassenzimmer“ für alle Altersgruppen.

Eines Ihrer Projekte ist „Das Museum sucht Lüner Stimmen“.

„Das Museum sucht Lüner Stimmen“ ist das Motto unseres dritten Museumstests, der in diesem Jahr am Freitag, 14. Juni, auf dem Alten Markt stattfinden wird. In der neuen Dauerausstellung haben wir viele Medienstationen. Für die Tonspuren brauchen wir Sprecherinnen und Sprecher. Und dafür suchen wir Lünerinnen und Lüner, die Lust haben, die Texte einzusprechen. Der Plan ist, dass man an unseren Medienstationen im Museum Lüner Stimmen hören kann.

Wie läuft das?

Müssen Interessierte sich anmelden? Nein, Interessierte können erst mal am 14. Juni zwischen 15 und 17.30 Uhr zum Pavillon auf dem Alten Markt kommen.

Haben Sie schon Pläne für die erste Wechsel- oder Sonderausstellung?

Die erste Wechselausstellung wird auf jeden Fall 2025 noch eröffnet. Das Thema wird sich um die 20er-Jahre drehen und der Frage nachgehen: Wie “golden“ war es wirklich? Es wurde natürlich getanzt und gefeiert, aber es wurde auch geschlafen, gegessen, gewohnt, gearbeitet. Und genau das möchte ich abfragen. Was haben die Lüner in diesen 1920er-Jahrengemacht? Was war vor hundert Jahren in Lünen los? Übrigens wird die Villa Urbahn 2025 genau 100 Jahre alt.

Frau Dr. Stromberg, vielen Dank für das Gespräch.