Seit 1993 führt René mit der Osterhage Westfälische Feuerwerks UG aus Herten professionelle Feuerwerke durch. Der Spezialist für Feuerwerkskunst freut sich immer noch wie in kleines Kind an den selbst geplanten Choreografien. Im Gespräch gibt er einen kleinen Einblick in sein Berufsleben.
Wie sind Sie darauf gekommen, Feuerwerker zu werden?
Das erste „richtige“ Feuerwerk gab es bei der Oma auf dem 80. Geburtstag. Dann hat der Nachbar mich gefragt, ob ich das bei seinem Geburtstag machen kann – gegen Bezahlung (lacht). So ist das dann immer weitergegangen.
Gibt es eine klassische Ausbildung?
Nein. Pyrotechniker und Feuerwerker wird man durch learning by doing, indem man in einer entsprechenden Firma arbeitet. Dann gibt es einen LehrSgang. Das ist relativ einfach, leider. Daher gibt in der Branche so viele Feuerwerksfirmen, die das dann teilweise nicht so machen, wie sich das der Profi wünscht.
Wie wünscht es sich denn der Profi?
Das Wichtigste an Pyro ist natürlich die Sicherheit. Nichts ist schlimmer, als wenn jemand Schaden nimmt. Ich schaue da auch sehr genau hin. Bei einem Fehler gibt es sehr schnell Verletzte, auch unter Unbeteiligten, die einfach nur das Feuerwerk genießen wollen.
Was sind die besonderen Vorschriften für ein Feuerwerk?
Deutschland hat mit das strengste Sprengstoffrecht. Dort sind Feuerwerke geregelt, unter anderem auch der Mindestabstand.
Wie hoch ist die Temperatur, wenn so ein Feuerwerk erst mal losgeht?
Diese pyrotechnischen Sätze brennen teilweise mit mehreren hundert Grad ab. Ich denke da an die Fußballfans, die bengalische Feuer ins Stadion mitnehmen. Das ist eine der am heißesten brennenden Flammen, die können bis zu 1000 Grad heiß sein. Wenn dann die heiße Schlacke beim Nachbarn auf der Jacke landet, dann brennt die sofort. Oder noch schlimmer, wenn man die auf die Haut kriegen würde.
Was macht für Sie die Faszination aus bei Feuerwerken?
Irgendwas passiert, wenn ich das sehe. Man fühlt sich dann wohl, ich finde das schön, ästhetisch. Das ist, als ob man in ein Kaleidoskop guckt. Manche gucken sich nachts die Sterne an. Mich erfüllt es, wenn ich ein Feuerwerk sehe. Zu gucken, welche Farben passen zusammen.
Wie läuft denn die Planung für ein professionelles Feuerwerk?
Meistens kann ich einfach kreativ werden. Wir wissen, was funktioniert. Zum Beispiel die Dauer des Feuerwerks. Ein kurzes, intensives Feuerwerk macht einen viel größeren Eindruck als ein künstlich in die Länge gezogenes. Viele Feuerwerke dauern sieben, acht Minuten. Und wenn Sie die Leute fragen, wie lang war es, schätzen die meisten 15, 20 Minuten...
Und wie planen Sie? Haben Sie „Baukästen“?
Es gibt natürlich Wiederholungen. Es gibt Farbkombis, die wir oft nehmen. Goldregen zum Beispiel. Es gibt auch immer neue Effekte. Aber eigentlich verändern sich nur noch Nuancen. Im Prinzip gibt es eine Palette an Farben, die funktionieren. Und dann gibt es immer wieder neue Soundeffekte.
Was planen Sie für die Sim-Jü?
Die Besucherinnen und Besucher können sich auf einen bunten Reigen freuen, natürlich wieder mit einem großen Finale, unter anderem mit spannenden Soundeffekten. Wir planen zum Beispiel Herzen am Himmel. Oder Smiley-Figuren.
Gibt es irgendwas, was Sie über Ihren Beruf sagen möchten?
Zum Thema Umweltschutz und Feuerwerk. Jedes andere Problem ist wichtiger, als dass man auf Feuerwerk verzichtet aus Umweltschutzgründen. Was an Feinstaub bei einem Feuerwerk entsteht, ist verschwindend gering. Das Sim-Jü-Feuerwerk erzeugt ungefähr so viel Feinstaub wie sechs Stückchen Holzkohle auf dem Grill. Beim Feuerwerk selbst entsteht so gut wie gar kein CO2, aber man muss einem Feuerwerk ein gewisses CO2Maß zurechnen, weil ja Leute mit dem Auto kommen, um zu gucken. Das Feuerwerk ist ein Programmpunkt, damit die Kirmes richtig voll ist und auch die Schausteller-Kassen klingeln. Das vergessen viele. Die schimpfen immer über Geldverschwendung, man solle das doch besser den Kinderheimen spenden. Aber Feuerwerk soll die Kirmes attraktiv machen, um die Besucher zu erreichen. An so einem Feuerwerksabend kommen bis zu 30 Prozent mehr Besucher als an einem normalen Abend. Die pyrotechnische Industrie hat eine Studie von einem unabhängigen Institut machen lassen: Insgesamt entstehen pro Jahr in Deutschland durch Feuerwerk etwa 1700 Tonnen Feinstaub. Wohlgemerkt komplett, nicht nur Silvester, sondern mit allen Festfeuerwerken zusammen. Und es ist ein sogenannter hygroskopischer Feinstaub, der ist innerhalb von Minuten aus der Luft rausgewaschen, im Gegensatz zum Feinstaub von Autoreifen oder von Kraftwerken. Vor diesem Hintergrund ist es ein bisschen nervig, dass man sich immer wieder s rechtfertigen muss. Natürlich ist und bleibt ein Feuerwerk gefährlich.
Und die Tiere können sich nicht schützen, die haben einfach Angst. Das ist ein Punkt, der mir selber leidtut, ich habe auch viele Tiere. Das ist wirklich schwierig, zumal es leider keine Möglichkeit gibt, so ein Feuerwerk leiser zu machen. So ein Profi-Großfeuerwerk, das knallt einfach. Der Knall ist quasi ein Abfallprodukt. Es gibt eine Druckwelle und daher knallt es, wenn die Sachen so oben auseinanderfallen oder auseinanderspringen. Wenn das leiser ginge, würde man das sofort anders machen.
Haben Sie noch Tipps, wenn man privat Feuerwerk abfeuern möchte?
Das Wichtigste: Bleiben Sie nüchtern, wenn Sie Feuerwerk planen. Nehmen Sie Rücksicht auf andere! Es reicht doch diese halbe Stunde, wo alle knallen, wenn das Neujahr begrüßt wird. Feuerwerk soll schön sein und Spaß machen, es soll, andere nicht verletzten. Aber das ist natürlich nur ein Wunschtraum. pz
> Pyrotechniker arbeiten beispielsweise auch in der Veranstaltungsbranche oder am Theater. Mehr Infos zur Ausbildung als Pyrotechniker gibt es zum Beispiel unter www.azubiyo.de/berufe pyrotechniker