Viele Fröndenberger werden es selbstverständlich wissen, für nicht Fröndenberger ist es eine kleine Sensation: die Tatsache, dass das Pfarrhaus, namentlich Stiftsgebäude, lange die Familie des evangelischen Pfarrers ebenso beherbergte wie den jeweiligen katholischen Pfarrer und seine Haushälterin. Und zwar den einen im Nordden anderen im Südflügel des Hauses. So war eine gewisse Trennung der Haushalte gesichert, aber alle lebten sprichwörtlich unter demselben Dach.
Ebenso wurden die Gottesdienste für beide Konfessionen abwechselnd in derselben Kirche abgehalten: Die Stiftskirche war die Heimat beider christlichen Kirchen in Fröndenberg, bis im Jahr 1895 eine katholische Kirche erbaut wurde.
Die Stiftskirche gehört heute dem Land Nordrhein Westfalen. Dass die beiden Kirchengemeinden die Ausübung ihrer Religion garantiert bekamen, nennt man „Simultaneum“. Es besteht bis heute: Es sichert der katholischen Kirchengemeinde, die Kirche zu einem Drittel (entsprechend der Anzahl katholischer Gläubiger im Verhältnis zu den evangelischen Gläubigen im Jahr 1819) zu nutzen. Dieses Recht wird allerdings nur noch selten wahrgenommen. Jeweils am Tag des Stadtheiligen, des Heiligen Mauritius, wird ein katholischer Gottesdienst in der Kirche zelebriert. Häufiger werden gemeinsame angeboten. Veranstaltungen
2021 war Fröndenberg eine von 70 deutschen Kirchengemeinden, in denen noch ein Simultaneum gilt. Es lässt sich offenbar darauf zurückführen, dass die damaligen Landesherren der Grafschaft Mark, ursprünglich der Klever Herzog Johann III. kein Interesse daran hatte, eine strikte reformierte Glaubensrichtung vorzugeben, auch wenn er Teilen der Kritik an der alten religiösen Ordnung stattgab.
Das beeinflusste die Religionsausübung in Fröndenberg. Das Stiftsgebäude wurde 1661 als Abteigebäude für Stiftsdamen aller Konfessionen fertiggestellt. Finanziert wurde es von Ida Plettenberg von Plettenberg aus Lenhausen und Bergstraße. Als 1812 die Stifts-Gemeinschaft aufgelöst wurde, behielt zunächst die damalige Äbtissin Wohnrecht auf Lebenszeit, dann wurde es zum Wohnhaus für Pfarrer beider Konfessionen.
Anscheinend überwogen die nachbarschaftlichen Beziehungen den Zwist der Kirchen. Als Otto von Bismarck während des Kulturkampfes (1870-1887) den Einfluss der Kath. Kirche auf den Staat unterband, um Kirche und Staat zu trennen, musste der katholische Pfarrer Siemer seine Wohnung kurzzeitig verlassen und ohne Gehalt auskommen. Der evangelische Pfarrer zur Nieden bot ihm für vier Wochen Quartier, bis ihm im Boeselagerhaus eine Wohnung eingerichtet worden war. Die Katholiken versorgten ihren Pfarrer unbeeindruckt mit Spenden.
Mehr zum Thema unter freu-dich-auf-fröndenberg.de und derdom.de