Nur ein kleines bisschen trauert Frank Schröer, der erste Vorsitzende des Vereins „Kultur für uns“ noch den Vor-Corona-Jahren hinterher, als die Besucherzahlen bei sämtlichen Programmpunkten des Vereins ohne viel Werbe-Aufwand konstant hoch waren. „Wir waren da sehr verwöhnt“, so Schröer „Wir hatten da schon einen Zustand, dass die Leute gekommen sind, egal welches Konzert wir angeboten haben.“
Manche Acts sorgen wieder für ein volles Haus
Noch zu Beginn des Jahres lief der Vorverkauf der Tickets so schleppend, dass der Vorsitzende sich mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit wendete. Seitdem haben sich die Besucherzahlen aber deutlich verbessert, „die Dramatik von Anfang des Jahres hat sich beruhigt und die Stimmung ist wieder deutlich besser“, freut sich Frank Schröer. Besuchermagnet „CARA“, eine Celtic Folk-Band, sorgte für ein ausverkauftes Haus und auch „Berlin 21“ mit seinen souligen Interpretationen bekannter Songs plus Eigenkompositionen konnte die Fröndenberger gut mobilisieren, weil ihr letzter Auftritt 2021 noch in bester Erinnerung war.
Immer wieder für Neuentdeckungen sorgen
Sie können eventuelle Überschüsse nutzen, um auch weniger bekannten Namen und experimentellere Musikprojekte nach Fröndenberg zu holen. Das war schon 1979 das erklärte Ziel der Vereinsgründer: auch dem kleinen Ort Fröndenberg möglichst viel spannendes kulturelles Leben einzuhauchen. Über dreißig Jahre hat es laut Frank Schröer dann inklusive einiger Durststrecken gedauert, bis der Verein in der Region so etabliert war, dass eigentlich alle Veranstaltungen wie von selbst liefen. Bis zum Stillstand der langen Corona-Phase.
Konzerte müssen mehr beworben werden
Davon erholt sich die Veranstaltungsbranche gerade wieder. Und auch „Kultur für uns.“ Doch der Verein muss aktuell noch deutlich mehr Zeit und Geld in die Öffentlichkeitsarbeit stecken, als es vor Corona nötig war. „Wir müssen öfter auf unsere Veranstaltungen hinweisen. Die einmalige Ankündigung reicht nicht mehr aus,“ so Frank Schöer.
Das bringt die fünf Vorstandsmitglieder, die traditionell die organisatorischen Arbeiten im Verein übernehmen, teilweise an ihre Grenzen, zumal alle berufstätig sind. Besonders in Phasen, in denen mehrere Veranstaltungen kurz hintereinander anstehen, könnte es daher sein, meint Frank Schröer, dass vielleicht etwas weniger Plakate gehängt oder weniger Flyer ausgelegt werden, als optimal wäre.
Ansonsten hat sich die Aufgabenteilung im Verein bewährt. Der fünfköpfige Vorstand, in dieser Zusammensetzung seit zwei Jahren im Amt, bespricht sich einmal monatlich über anstehende Themen und die Programmgestaltung und die neunzig Mitglieder helfen je nach Bedarf bei Thekendiensten und ähnlichen Tätigkeiten.
Und wie in vielen anderen Vereinen ist es vor allem eine Position im Vorstand, die nicht so leicht zu besetzen ist: die des Kassierers, der Kassiererin. Da muss bei der nächsten Wahl wieder jemand Neues gefunden werden- hoffentlich jemand mit einem Faible für die Materie. Denn auch wenn der Verein mittlerweile durch ein Steuerbüro Hilfe bekommt, bleibt das Thema Finanzen komplex. Für die übrigen Vorstandsämter ist leichter „Nachwuchs“ zu finden. Langfristig soll das Vereinsleben wieder aktiver gestaltet werden, so Schröer „Da müssen wir auf jeden Fall ran.“
Das ist die Schattenseite des etablierten Veranstalter-Daseins: Bevor es die tollen Räumlichkeiten in der Kettenschmiede gab, saßen die Vereinsmitglieder und die Band nach den Konzerten gerne noch bei Wein und Käse in einem alten Klassenraum zusammen. Weniger perfekt und professionell, aber: Dadurch entstanden viele persönliche Kontakte zu den Künstlern.
Diesen Spirit des Kulturvereins möchte Frank Schröer wieder mehr beleben. Derzeit gibt es nur eine Veranstaltung exklusiv für Mitglieder und Gäste: den jährlichen Jahresabschluss mit Livemusik. Das ist dann eher ein lockeres Party-Miteinander.
Bei den übrigen Veranstaltungen bleibt dafür keine Zeit. Deswegen soll bald auch wieder ein Sommerfest für die Mitglieder organisiert werden.
Die aufregende Suche nach neuen Music-Acts
Obwohl Frank Schröer schon lange im Verein tätig ist, hat die Leidenschaft für seine Aufgaben nicht abgenommen. Im Gegenteil: Er wünscht sich tatsächlich noch mehr Zeit, um sich mehr mit der Suche nach neuen Künstlern für Fröndenberg zu beschäftigen.
Natürlich bekommt er genügend Anfragen von Acts, die gerne kommen möchten, sodass er auch einigen absagen muss, was ihm eher schwerfällt. Die besten Chancen, so Schröer, haben allerdings die Bands, die sich freundlich und vor allem unaufdringlich bei KfU vorstellen.
Am meisten Spaß macht es ihm und den übrigen KfU-lern, spannende neue Acts ausfindig zu machen, bei Konzerten, durch Tipps oder auch bei You-Tube. Im Lauf der Jahre hat sich in Fröndenberg eine Aufgabenteilung in Sachen Kultur herauskristallisiert, sodass sich KfU fast ausschließlich auf den Bereich U-Musik konzentriert. Mit Begeisterung erzählt Schröer von Entdeckungen und besonderen Highlights, die schon erfolgreich nach Fröndenberg geholt werden konnten: beispielsweise die Perscussion-Gruppe Elbtonal, „da stand dann die ganze Bühne voller Trommeln aus der ganzen Welt“.
Klangexperimente und eine ausdrucksstarke Performerin
Beim Projekt „Animata“ , bestehend aus Sarah Buechi und Christoph Haberer wird am 4. November auch die Suche nach neuen Klängen eine wichtige Rolle spielen: Beide kommen aus dem Jazz, experimentieren aber bei dem Herzensprojekt Animata grenzübergreifend auch mit Ethno- und Electronic-Elementen.
Dass Frank Schröer darauf schon sehr gespannt ist, merkt man ihm an. Ein weiterer Coup ist KfU mit dem Engagement der Sängerin „Thabilé“ gelungen, deren Repertoire sich zwischen Jazz, Soul, Afro, Gospel, Pop und R’n’B bewegt. Bei Youtube bekommt man einen Eindruck von ihrer starken Bühnenpräsenz. „Man kann sich oft nicht vorstellen, dass man solche Größen nach Fröndenberg holen kann — zu bezahlbaren Preisen. Toll, dass wir so etwas hier machen können.
Kultur für Uns II/'23 Kulturschmiede
■ 19. August: Herwarth Böhmer & Band - Italienische Musik aus dem Ruhrgebiet
■ 29. September: Purple Schulz - Sehnsucht Bleibt! 21. Oktober: Jugend Jazz Orchester NRW
■ 4. November: Animata
■ 18. November: Thabilé
■ 9. Dezember: KfU-Jahresabschlussfeier mit den Funky Försters.