Das Thema ist brisant und wird uns, so auch die Überzeugung des Vereins Renergie Ruhr-Hellweg auf lange Sicht begleiten: die Energiewende. Was im Rahmen des Klimaschutzes auf politischer Ebene schon lange diskutiert wird, rückt gerade in unser persönliches Alltagsleben vor: die Notwendigkeit, Energie zu sparen und erneuerbare Energien anstelle von fossilen Brennstoffen für unsere Versorgung mit Strom und Wärme zu nutzen.
Eine Frage des Geldes
Seit dem Ausbruch des Ukrainekrieges machen verschiedene Nachrichten deutlich, dass die Verfügbarkeit von Gas und Öl zu bezahlbaren Preisen mehr oder weniger stark infrage gestellt werden muss. Nicht in einer fernen Zukunft, sondern bereits in der kommenden Heizperiode. Daher stellt sich aktuell auch im Hinblick auf noch nicht einzuschätzende Kosten für viele die Frage: Wie heize ich künftig meine Wohnung oder mein Haus und woher bekomme ich bezahlbaren Strom? Verschiedene Naturkatastrophen und extreme Wetterphänomene haben es nicht bewirkt, die aktuelle Krise jedoch zwingt viele Verbraucher sich zu fragen: Wie hoch ist mein Energieverbrauch und wie kann ich ihn noch senken? Welche Möglichkeiten der Energieversorgung habe ich in den nächsten Jahren, wird ein Umstieg finanziell gefördert und was gibt es zu bedenken?
Vorreiter in Sachen Photovoltaik
Renergie Ruhr-Hellweg e.V. besteht seit dem Jahr 2010 und hat bereits 2011 damit begonnen, Photovoltaik-Anlagen zu realisieren, an denen sich Bürger aus der Region beteiligen konnten. Daher können seine Mitglieder, die größtenteils auch privat erneuerbare Energien nutzen, auf viele Erfahrungen zurückgreifen. Mit der Infoveranstaltung am 7. September will der Verein nach der Coronapause erneut Menschen über die Möglichkeiten des Klimaschutzes durch die erneuerbaren Energien informieren und so zur Energiewende beitragen.
Es sind vier Vorträge für den Infoabend vorgesehen: Zu Beginn wird Carsten Peters von der Verbraucherzentrale Arnsberg über die verschiedenen alternativen Möglichkeiten der Wärmeversorgung und Energieerzeugung referieren. Die Funktionsweise von Wärmepumpe, Pelletheizung, Fotovoltaik sowie Speicher oder Solarthermie werden erläutert und es wird darüber berichtet, welche Fördergelder der Bund bei einem Wechsel von fossilen Brennstoffen zu den verschiedenen Alternativen bereitstellt.
Erkenntnisse aus der Praxis
Im zweiten Vortrag folgt der Theorie ein Blick auf die Praxis: der Verein wird selbst anhand von verschiedenen Beispielen aus eigenen Erfahrungen konkrete Fakten und Zahlen nennen. Dabei wird auch auf eventuelle Probleme hingewiesen. Theoretische Berechnungen von Herstellern und Vertreibern sind nicht immer deckungsgleich mit den Zahlen, die sich aus der Praxis ergeben. Es soll ein Best-Practise Vortrag werden, der einen tieferen Einblick gibt. Sicher wird es Zuhörerinnen und Zuhörer geben, die daraus für ihre konkrete Situation Schlüsse ziehen können. Eine individuelle Beratung durch Renergie ist allerdings nicht möglich.
Aktuell ist es, so bestätigt es auch der Verein aus Rückmeldungen vieler besorgter Bürger, die sich Angebote eingeholt haben, nicht realistisch, neue Heizungsumbauten noch vor dem nächsten Winter zu realisieren. Viele Handwerker stehen derzeit unter Druck, weil sie viele Nachfragen haben, und gleichzeitig die Produzenten mit der Lieferung beispielsweise von Wärmepumpen im Verzug sind. Daher gibt es Betriebe, die darum bitten, Angebotsanfragen komplett ins nächste Jahr zu verschieben. Wer konkrete Infos benötigt, kann einen Energieberater hinzuziehen, der auch bis zu einem gewissen Anteil durch Fördermittel finanziert wird.
Die Sicht der Stadtwerke
Über die Sichtweise der Stadtwerke Fröndenberg auf die aktuelle Situation und die erneuerbaren Energien wird Alexander Loipfinger, der seit Januar letzten Jahres dort die Geschäfte führt, berichten. Es sei die Frage, ob für die Stadtwerke Gas noch ein zukunftsfähiger Brennstoff oder bereits verpönt ist. Wer beispielsweise abgelegen wohne, so Renergie, und jetzt eine alte Ölheizung habe, müsse wissen, ob er auch mit einer zentralen Versorgung durch die Stadtwerke rechnen könne.
Klimaschutz aus städtischer Sicht
Die vierte Vortragende wird Fröndenbergs Klimaschutzmanagerin Diane Bruners sein. Sie wird das integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt vorstellen und den Bürgern Möglichkeiten der aktiven Teilnahme am Klimaschutz aufzeigen. So soll ein breiter Blick aufs Thema ermöglicht werden. Der Verein hofft, dass der Infoabend (trotz wieder gestiegener Corona-Fallzahlen) in Präsenz stattfinden kann und hat auch bereits eine Folgeveranstaltung angedacht, um einzelne Themen, wie möglicherweise die Wärmepumpe noch weiter zu vertiefen. Falls coronabedingt kein Treffen in der Kulturschmiede möglich sei, werde man über eine Online-Alternative nachdenken.
Sparfüchse sind jetzt mit im Boot
Im Gespräch mit Renergie Ruhr-Hellweg e. V. zeigt sich: „Früher haben sich nur Menschen mit diesen Themen beschäftigt, die das Klima schützen wollten. Heute zwingt der Geldbeutel die Leute zum Handeln. Leider kommt dies jetzt zu abrupt, sodass viele überfordert sind und oftmals falsche Entscheidungen treffen. Natürlich müssen wir weg von Gas und Öl, aber es darf die Gesellschaft nicht spalten." Dass lange das billige Gas als saubere Alternative dargestellt und seine Nutzung weiter ausgebaut wurde, sei ein politischer Fehler gewesen. Klimafreundliche Technik sei längst da und müsse nur genutzt werden. Wie das geht und wo welche Technik sinnvoll ist, erfahren Interessierte am 7. September ab 18 Uhr in der Kulturschmiede Fröndenberg.