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In Fröndenberg geht die Zeit scheinbar schneller um

Warum Fröndenberg 1980 eine 750-Jahr-Feier veranstaltete und schon 1997 eine 800-Jahr-Feier: Die Stadtgeschichte bietet viele Gründe zu feiern – aus einem Gespräch mit Stadtarchivar Jochen v. Nathusius.

Kunstvoll: Die älteste Ansicht von Fröndenberg zeigt die Stiftstreppe und stammt von 1875. FOTO: STADTARCHIV

Am 29. Oktober 2022 begeht die Stadt einen Festakt zum Stadtjubiläum. Gefeiert wird die Verleihung der Titularstadtrechte für die Kernstadt Fröndenberg vor 70 Jahren durch den damaligen NRW-Ministerpräsidenten Karl Arnold, und, laut Stadtarchivar von Nathusius, noch weiter zurückschauend, die Entstehung der Gemeinde Fröndenberg aus den (amtsangehörigen) Gemeinden Fröndenberg-Stift, Fröndenberg Dorfschaft und Westick bei der ersten Kommunalen Gebietsreform von 1902.

Wer hat Grund zu feiern?

Streng genommen darf 2022 nur der Stadtkern feiern, denn erst 1968, wurden im Zuge der zweiten kommunalen NRW-Gebietsreform die bis dahin amtsangehörigen Dörfer Kessebüren und Billmerich als Stadtteile der Stadt Unna zugeteilt und gleichzeitig die weiteren 13 Dörfer des Amtes Fröndenberg plus die bereits bestehende Kernstadt zur Stadt Fröndenberg, wie sie heute besteht. Die Dörfer wurden also erst 1968 zu Stadtteilen. Im Jahr 2023 ist das genau 55 Jahre her, und damit schon die nächste Feier möglich.

Wie alt ist Fröndenberg?

Dass die Geschichte Fröndenbergs viele Anlässe zu Feiertagen gibt, wird auch deutlich, wenn es um die ersten Nennungen Fröndenbergs in geschichtlichen Dokumenten geht. 1980 wurde eine 750-Jahr-Feier begangen, weil im Jahr 1230 zum ersten Mal das Fröndenberger Frauenkloster urkundlich erwähnt wird. In der Korrespondenz dieses Kloster (das 1812 als Damenstift aufgelöst wurde), taucht in einer Urkunde des Klosters Scheda bereits 1197 der Namen Fröndenberg auf. Daraus hat man 1997 in Fröndenberg den Schluss gezogen, dass man schon 17 Jahre nach der 750-Jahr-Feier auch eine 800-Jahr-Feier durchführen könnte. Wohl gemerkt, Fröndenberg ist nach diesen historischen Belegen ohnehin mindestens 800 Jahre alt, aber vermutlich eher noch älter. Vielleicht wird die Geschichtsforschung künftig noch weitere Daten als Vorlage für Jubiläen aufdecken. Jedenfalls bemerkte Stadtarchivar von Nathusius zurecht, dass in Fröndenberg die Zeit halt etwas schneller rum gehe.

Warum lieber Stadt?

Was die Verleihung der Stadtrechte angehe, habe diese im Jahr 1952 vor allem Imagegründe gehabt. Wirtschaftsunternehmen hätten sich bessere Chancen ausgerechnet, wenn sie aus einer Stadt heraus agieren könnten, als "vom Dorf aus". Die Stadtrechte sind genau betrachtet "Titularstadtrechte", denn für die Einwohner hat sich rechtlich mit der Bezeichnung ihres Wohnortes als Stadt nichts geändert. Weitere große Gemeinden in der Nachbarschaft Fröndenbergs sind wohl auch deshalb nie den Weg gegangen, Stadtrechte zu beantragen. Im Nachkriegsdeutschland von 1952 war eines der Argumente, warum Fröndenberg zur Stadt wurde, dass der Wiederaufbau bereits weit fortgeschritten waren und Straßen im Kernbereich asphaltiert waren. Damit befand sich die Stadt auf einem ähnlichen Stand wieder auf dem Stand von 1930, als zur 700-Jahr-Feier gepflasterte Straßen präsentiert wurden.

Im Jahr 2023 kann man neben dem 55-jährigen Bestehen der Stadt in der heutigen Größe auch den Rückblick auf das Jahr 1843 feiern. Dann jährt sich zum 180. Mal die Entstehung des preußischen Amtes Fröndenberg in den Grenzen der damaligen vier Kirchspiele Dellwig, Frömern, Fröndenberg und Bausenhagen (bezogen auf dessen evangelischen Anteil).

Bis hierher ist vielleicht geworden, die Geschichte deutlich komplex wie der Stadt Fröndenberg/Ruhr (diesen Zusatz trägt sie seit etwa 15 Jahren im Namen), ist und dass es gut ist, dass Historiker diese ganzen Daten in geordnete Zusammenhänge bringen und sie der Gesellschaft auf verschiedene Weisen immer wieder ins Gedächtnis rufen.

Wer ist zuständig?

Diese Aufgabe fällt laut NRW-Archivgesetz den in der Verwaltung verankerten Stadtarchiven zu. Auf ehrenamtlicher Basis sind in ähnlichen Aufgabenbereichen die Ortsheimatpflegerinnen und Ortsheimatpfleger tätig. Sie werden vom Westfälischen Heimatbund (Dachverband von rund 550 Vereinen) eingesetzt und kümmern sich in den ihnen zugeteilten Orten darum was dort passiert und was sich verändert unter geschichtlichen, naturkundlichen, soziologischen, kirchlichen oder geschichtlichen Gesichtspunkten, je nach Sachkenntnis und Interesse. Dabei können die Tätigkeiten sowohl der Erhalt von Briefkästen, Spielplätzen oder von Dorftreffpunkten sein, als auch Aktivitäten zur Neubenennung von Straßen oder das Kümmern um Neubürgerinnen und bürger.

Ortsheimatpflege

Schnörkellos: Die Urkunde zur Stadtwerdung FOTO: STADTARCHIV

Fröndenberg besteht aus 14 plus historisch Stadtteilen betrachtet zwei Wohnplätzen, nämlich Westick und Hohenheide. 16 Plätze könen Fröndenberg also vergeben werden, wovon immerhin 14 besetzt sind:

> Altendorf: Dr. Heinz-Josef Horstschäfer
> Ardey: Klaus Böning
> Bausenhagen: Müller Meinolf
>Bentrop: Wilfried Haggeney
>Dellwig: Dr. Andreas Hennemann An
> Frohnhausen: Vakant
> Frömern: vakant, sprechpartner ist Heiner Lange, Vorsitzender des Heimatvereins
> Fröndenberg-Stadtmitte: Hubert Buschjäger
> Hohenheide: Georg Klein Langschede: Diethild Fischer-Lehnemann
> Neimen: Heinz Weber
> Ostbüren: Gerd Höneise
> Stentrop: Michael Becker
> Strickherdicke: Dr. Annette Reeske
> Warmen: Luzie Schröter
> Westick: Willi Schnieder

Ansprechpartner für die Ortsheimatpflege insgesamt in der Stadt ist das Stadtarchiv.

Die zwei Heimatvereine

Landkarte der Umgebung von Fröndenberg aus dem Jahr 1768. FOTO: STADTARCHIV FRÖNDENBERG

Eigentlich gibt es noch mehr Vereine, die sich als Heimatvereine verstehen, beispielsweise die Schützenvereine oder Kyffhäuser, aber zwei Vereine sind ausschließlich Heimatvereine, nämlich Heimatverein Frömern und Heimatverein Fröndenberg. Beide sind im Bereich Heimatgeschichte aktiv, wobei der Verein Frömern einen anderen Tätigkeitsschwerpunkt setzt als der Verein Fröndenberg. In Frömern geht es aktuell oft ganz praktisch um das Erscheinungsbild des Ortes und auch um Naturschutz, während es im Verein Fröndenberg eher theoretischer zugeht. Der Heimatverein Fröndenberg ist auch Träger des Heimatmuseums im Obergeschoss des Stiftsgebäudes am Kirchplatz 2, gegenüber der Kloster- und Stiftskirche ist. Von Mai bis Oktober 2022 hat es jeden ersten Sonntag des Monats von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Derzeit ist eine Sonderausstellung zum Thema Mechanik und Elektrotechnik der letzten 100 Jahre zu sehen. Für Familien bietet sich ein Sonntagsausflug an. Der Eintritt ist kostenlos, eine Spende erwünscht. Für die nähere Zukunft ist geplant, die Dauerausstellung neu zu strukturieren und auch wieder thematische Sonderausstellungen zu entwickeln. Während der Corona-Lockdowns war das Museum geschlossen und kaum Vereinsleben möglich. Jetzt sucht der Heimatverein wieder "Nachwuchskräfte jeden Alters", die Interesse an der Geschichte haben oder vielleicht auch eigene Themenschwerpunkte mitbringen.

Unterhaltsame Geschichte

Siegel des Damenstiftes aus dem 19. Jahrhundert. FOTO: STADTARCHIV

Bei der Vermittlung von Geschichte wurde in Fröndenberg auch bereits das Format "Zeitensprünge" eingesetzt, bei dem der erste Vorsitzende des Fröndenberger Heimatvereins, Rainer Ströwer, schon Rollen als Pestarzt oder auch als Pfarrer innehatte, und das innerhalb einer Vorstellung. Das Prinzip der beliebten Veranstaltungen ist, historische Episoden aus verschiedenen Jahrhunderten nacheinander aufzuführen. Dabei wer-den jeweils die Kostüme gewechselt, die Schauspieler springen also mit dem Publikum durch die Zeiten.

Touren mit Erkenntnisgewinn

Beliebt sind auch historische Stadtführungen, die sowohl von den ehrenamtlichen Vereinsmitgliedern als auch von Stadtarchivar von Nathusius durchgeführt werden, je nachdem, aus welcher Themenbereich schwerpunktmäßig erzählt werden soll und in welchem Rahmen die Stadtführung stattfindet. Wer eine Stadtführung in Fröndenberg für eine Gruppe organisieren möchte, kann sich sowohl an Stadtarchivar von Nathusius unter Tel. 02373/976146 als auch an Rainer Ströwer Tel. 02303/40026 (ab 19 Uhr) wenden.

Weitere Informationen: Website Heimatverein Fröndenberg e.V. freu-dich-auf-froendenberg.de/heimatverein Website Heimatverein Frönern e.V.: lafroe.de/Heimatverein

Die Stadt Fröndenberg an der Ruhr hat sich aus vereinzelten Siedlungspunkten entwickelt. Gut zu erkennen ist auf der historischen Karte, wie gleichmäßig die Region parallel zur Ruhr besiedelt wurde.